Je schärfer die Kritik an Bundeskanzler Karl Nehammer wird, desto mehr zieht er sich in den Kreis seiner engsten Berater zurück. Wer sind sie – und wozu raten sie ihm?
Der jüngste Staatsbesuch von Viktor Orbán Ende Juli in Österreich sorgte im Diplomatentrakt des Regierungsviertels noch tagelang für Kopfschütteln. Die Gemüter, auch eingefleischter schwarzer Außenamts-Profis, erregte nicht primär die Tatsache, dass der ungarische Premier von Kanzler Karl Nehammer mit militärischen Ehren empfangen wurde – just wenige Tage nach einem rassistischen Sager zur europaweiten Energiekrise (die Deutschen hätten ›Know-How‹ im Umgang mit Gas).
Dass Orbán immer wieder massiv provoziert, vermag auf dem Diplomaten-Parkett niemanden mehr zu überraschen. Höchst ungewöhnlich und in den Augen der Diplomaten auch höchst unpassend war jedoch das Setting am Besuchertisch im Kreisky-Zimmer des Kanzleramts: Der Delegation Orbáns saß an der Seite Nehammers nicht nur dessen außenpolitische Beraterin Barbara Kaudel-Jensen gegenüber. Nehammer wurde auch von Daniel Kosak und Michael Takacs flankiert. Der eine ist seit einem halben Jahr Sprecher des Kanzlers, zuvor hatte er die gleiche Funktion bei Tourismus- und Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger inne. Der andere ging Nehammer zuletzt in dessen Zeit als Innenminister im Kabinett zur Hand und ist jüngst zum Chef der neu geschaffenen Bundespolizeidirektion aufgestiegen.
Kosak und Takacs verbindet weder eine außenpolitische Vergangenheit noch eine Ungarn-Expertise, die weit übers Gulasch-Essen hinausgeht. Sie haben nur eines gemeinsam: Sie gehören zum Inner Circle der Kanzlers.
Die Episode am Kanzlertisch macht sichtbar: Für den durch multiple Krisen, niemals endende Skandalvorwürfe und nachhaltigen Umfrage-Absturz vielfach bedrängten Hausherrn am Ballhausplatz zählt in Tagen wie diesen mehr als alles andere persönlicher Flankenschutz. ›Nehammer fühlt sich nur wohl in seiner Haut, wenn er von vertrauten Gesichtern umgeben ist‹, sagt ein Kenner der Kanzler-Psyche, ›er ist zuletzt auch sichtlich aufgeblüht, als sein langjähriger Freund Michael Takacs für ein paar Monate als Ukraine-Flüchtlingskoordinator am Ballhausplatz Quartier bezogen hat‹.
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