Karl Ove Knausgård hat sein Leben zu Papier gebracht. Und Millionen aus der Seele geschrieben. Wie das?
So richtig hart erwischt es Werther, den jungen Schwärmer aus Goethes berühmtem Briefroman, als er mit Lotte am Rande eines Balls am Fenster steht, beide in der Ferne ein Sommergewitter erspähen, sie ihre Hand in seine legt und sagt, was er auch denkt: ›Klopstock‹. Friedrich Gottlieb Klopstock, den heute kaum noch jemand kennt, war in Goethes jungen Erwachsenenjahren ein viel gelesener Autor. Menschen konnten einander offenbar einzig über die Nennung seines Namens signalisieren: Ich bin ein empfindsames Wesen, ich denke und fühle wie du. Was damals Klopstock war, ist heute Knausgård.
Der 48-jährige Karl Ove Knausgård ist der radikale Ich-Erzähler der Gegenwart. In einem sechsbändigen autobiographischen Werk hat er auf rund 4.500 Seiten sein Leben und seine Gedanken- und Gefühlswelt ausgebreitet, sein Innerstes nach außen gekehrt.
›Für das Herz ist das Leben einfach: Es schlägt, solange es kann.‹ So beginnt seine Lebensbeichte, sein Bekenntnis oder seine Suche. Ein Projekt also, das auf den Schultern von Augustinus, Rousseau oder Proust steht, aber einen ganz eigenen Charakter entwickelt. Knausgård nimmt den grauenvollen Tod seines Vaters, dessen Herz nach Jahren des krassesten Alkoholismus nicht mehr schlagen konnte, zum Anlass, das eigene Leben zu erzählen. Es ist das Leben eines mittelständischen Nordeuropäers, Ende dreißig bis Anfang vierzig, der früh den Drang zum literarischen Schreiben verspürt, aber sich lange nicht traut, ihm nachzugeben. Er arbeitet als Hilfslehrer in Nordnorwegen, dehnt seine Studienjahre im südnorwegischen Bergen, hält sich mit journalistischen Aufträgen über Wasser.
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