Franz Hörl ist Seilbahnsprecher in der Wirtschaftskammer, ÖVP-Politiker und Hotelier. Für seine Kritiker verkörpert er alles, was im Tiroler Tourismus schiefläuft. Genau das schätzen wohl auch seine Unterstützer an ihm.
Franz Hörl mag seine Talente haben, Timing gehört nicht dazu. Am 29. Oktober setzt der Seilbahnsprecher der Wirtschaftskammer eine Pressekonferenz an. Titel : › Stoppt die kontraproduktiven Reisewarnungen und Beschränkungen im Grenzverkehr ‹. Am Nachmittag desselben Tages ist klar, dass der nächste Lockdown kommen wird. Es mag dafür eine Erklärung geben – es sollte unter anderem um Firmen gehen, die Standorte in Österreich und im nahen Bayern haben. Aber sowas verstärkt den Eindruck, dass die Tiroler Touristiker und der Rest des Landes gerade nicht ganz in derselben Welt leben.
Hörl ist Obmann des Tiroler Wirtschaftsbunds, sitzt für die ÖVP im Nationalrat und vertritt die Seilbahner in der Wirtschaftskammer. Der 63-Jährige hat ein Hotel und ist Geschäftsführer der Seilbahngesellschaft in seinem Heimatort. Medien rufen ihn an, wenn es um das Thema › Wintertourismus ‹ geht, und er hebt auch zuverlässig ab. Deshalb steht er in der Öffentlichkeit sinnbildlich für den Tiroler Tourismus. Und damit wahlweise für seinen Erfolg oder für alles, was schiefgelaufen ist. An Hörl haben sich in den letzten Monaten sehr viele Menschen abgearbeitet.
Der öffentliche Franz Hörl bietet auch eine Menge Angriffsfläche. Regelmäßig reitet er per Presseaussendung aus, besonders gern gegen die Grünen und Umwelt-NGOs. Ende Oktober richtet er der grünen Tourismussprecherin Barbara Neßler auf Facebook aus, sie solle › die Hetzerei ‹ sein lassen, als sie zu einem Umdenken im Tourismus auffordert. 2018 nennt er eine Professorin der BOKU, die ein kritisches Gutachten zu einem Skigebiet verfasst, eine › Landschäftsgärtnerin ‹. Wer es gut mit ihm meint, erklärt das mit Tiroler Lokalkolorit : die raue Schale, die eben zum Angehörigen eines Bergvolks dazugehöre. Hörl selbst meint, dass er sicher › für einen Politiker atypisch direkt ‹ sei. Das hänge mit seiner Herkunft und seinem Temperament zusammen. › Die ein oder andere Wortspende hätte ich mir aber sparen können. ‹
Hörl sitzt im Café Central, einem bekannten Café in Innsbruck. Er hat den Termin spontan verschoben, es sind stressige Tage. Seit März spielt er ›nur mehr den Feuerlöscher ‹. Die Tiroler Touristiker sind nervös : Zum Zeitpunkt des Interviews hoffen sie noch auf einen Start Anfang Dezember. Zweieinhalb Wochen später ist klar : Das wird ein frommer Wunsch bleiben. Vor Mitte Dezember kann die Saison auf keinen Fall starten. Das kann Hörl nicht freuen, aber so ist das eben. Im Gespräch stellt er gefühlt jedem Satz voran, dass die › Gesundheit das Wichtigste ‹ sei und an erster Stelle komme.
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