Der Populistenschreck
Der Linksintellektuelle Peter Kaiser hat einst Jörg Haiders Heimat politisch umgedreht. Was kann die Bundes-SPÖ von ihm über den Umgang mit der FPÖ lernen? Kleine Reise durch den Kärntner Landtagswahlkampf.
Wer sich oberflächlich mit Malern aus Kärnten beschäftigt hat, könnte meinen, das Ölbild sei von Werner Berg: kräftige Farben, holzschnittartige Pinselführung. Es zeigt die Bauarbeiten zur riesigen Autobahnbrücke über die Lavant und es hängt im Stiegenhaus von ›Steiner Bau‹, jener Baufirma, die das Mammutprojekt vor gut 40 Jahren verwirklicht hat. Landeshauptmann Peter Kaiser ist hier auf Wahlkampftour, er hat sich mit dem Firmenchef unter vier Augen über die Probleme der Baubranche unterhalten, so gut wie jedem Mitarbeiter in der betriebseigenen Werkstatt die Hand geschüttelt und auch den Leuten von der Lohnverrechnung seine Aufwartung gemacht. Am Weg nach oben bleibt er vor dem Bild stehen. ›Wissen Sie, von wem das ist?‹, fragt er. – ›Nein, keine Ahnung.‹ – ›Das hat der Rudi Gallob gemalt‹, sagt Kaiser versonnen.
Der vor acht Jahren verstorbene Rudolf Gallob gehörte zum engsten Führungszirkel von Leopold Wagner, jenem legendären SPÖ-Landeshauptmann, der Kärnten in den 70er- und 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts mit absoluter Mehrheit und harter Hand regierte. Altgediente Genossen schwärmen von einer goldenen Ära, als Krankenhäuser und Schulen gebaut wurden, dazu hunderte Kilometer an Autobahn asphaltiert. Andere, die damals kein rotes Parteibuch hatten und kein Abonnement der SPÖ-Postille KTZ, erzählen von einer bleiernen Zeit unter dem Patriarchen Wagner, der knallharte Machtpolitik betrieb und im Zweifel rechts blinkte, sehr weit rechts. Er sei stolz darauf, ein ›hochgradiger Hitlerjunge‹ gewesen zu sein, bekannte er vor gut 50 Jahren. Das war selbst damals schon ein Skandal. Wagners Nachfolgern wurde der rote Postenschacher zum Verhängnis. Aber den ideologischen Boden für den Aufstieg des Rechtspopulisten Jörg Haider zum Landeshauptmann von Kärnten haben sie selbst aufbereitet. Gallob war ein Hardliner, gerade auch in seinen letzten Jahren. Als sich der ÖVP-Politiker Josef Martinz 2005 beim umstrittenen rechtsextremen Veteranentreffen am Ulrichsberg von den anwesenden SS-Offizieren distanzierte, fuhr ihm Gallob in die Parade: Auch die einst hochrangigen Nazis seien willkommen.
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