›Der Wald kommt nicht zur Ruhe‹
Markus Breuer, 35, ist Förster im Naturschutzgebiet Lobau.
Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?
Eigentlich wollte ich immer Bauer werden. Aber wir hatten keinen Betrieb daheim, also habe ich mir gedacht: irgendwas mit Holz, Natur. So kam ich zum Wald. Nach der Forstschule habe ich meine Adjunktenzeit, also das zweijährige Pflichtpraktikum, und die Staatsprüfung absolviert. Seit 14 Jahren bin ich beim Forstamt der Stadt Wien, derzeit als stellvertretender Leiter.
Wie viel verdienen Sie?
Ungefähr 2.000 bis 2.500 Euro brutto.
Was sind Ihre Aufgaben?
Es gilt, einen gesunden, naturnahen Waldbestand zu erhalten. Im Winter fällen wir Bäume, weil da keine Vögel in den Höhlen brüten. Wir sind außerdem für die Wegesicherheit verantwortlich und schauen: Sind wo Bäume mit Dürrästen, Totästen, die Gefahr darstellen?
Welche Rolle spielt Jagd im Berufsalltag?
Wald und Wild gehören zusammen. Wenn ich einen Wald bewirtschafte, muss ich mich auch um den Wildbestand kümmern. Als Förster üben wir die Jagd in unserem Gebiet größtenteils selbst aus. Wir müssen also die behördlich auferlegten Abschusspläne erfüllen.
Welche Wildtiere jagen Sie?
Wir jagen Rotwild (Rothirsche, Anm.), Rehwild und Wildschweine, damit sie nicht in die Stadt hineinwandern. Denn natürliche Feinde wie Bär, Luchs, Wolf gibt es in unserer Region nicht mehr.
Wie wird der Wald von der Bevölkerung genutzt?
Im Nahbereich einer Großstadt ist der Besucherdruck ständig hoch. Bei Neuschnee und Sonnenschein ist es irre, was im Wald los ist. Man trifft immer wen, ob bei minus 14 Grad oder an stürmischen Tagen mit 100 km/h. Der Wald kommt nicht zur Ruhe.
Wie lassen sich Freizeitnutzung und Naturschutz vereinbaren?
Wir schauen, dass sich die Leute an das Wegegebot und die Leinenpflicht halten. Da kommt es öfters zu längeren Informationsgesprächen (schmunzelt), die im schlimmsten Fall mit Beschimpfungen seitens der Lobaubesucherinnen enden. ›Warum darf ich da kein Feuer machen? Hier nicht mit dem Schlauchboot fahren?‹ Mit einem gewissen Schmäh und Freundlichkeit sind die Konflikte aber überschaubar.
Wie sieht es mit dem Interesse an Ihrem Beruf aus?
Der Nachwuchs ist nicht mehr so reichlich gesät. Dafür ist der Anteil der Frauen stark gestiegen, sie machen mittlerweile fünfzig Prozent unserer Adjunkten aus. Die Zeiten haben sich generell geändert: Früher war der Förster zu neunzig Prozent im Wald. Heute ist es halb, halb, weil man sehr viel dokumentieren muss. Es hört sich immer schön an, wenn man sagt, man ist beruflich viel im Freien, aber man kann sich nicht aussuchen: Heute will ich raus, heute nicht. Man muss sich halt entsprechend anziehen. ›Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Ausrüstung‹, ist unser Motto.