Die Lehre des Rothirschen

Jenseits von Pferdeflüsterei und Verhaltensanalyse entdeckt der Buchmarkt das Tier als Lebensratgeber.

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Fotografie:
Andreas Klambauer
DATUM Ausgabe Oktober 2016

Er steckte es in den Mund und zerbiss es nicht gleich. Er ließ sich davon überraschen, dass es nicht Zuflucht in der dunklen Höhle seines Schlundes suchte, sondern sich erst noch heftig wand, durch den Spalt zwischen seinen Zahnreihen zwängte und sich dann, als habe es aufgegeben, in der Kuhle unter seiner Zunge einrollte. Letztlich hatte er keine Gnade, wollte er doch seinem Dachssein gerecht werden, und zermalmte das Tier mit den Backenzähnen.

Haben Sie schon einmal einen Regenwurm gegessen? Charles Foster hat. Der Tiermediziner, Jurist und Schriftsteller hat in einem Selbstversuch, den er zu dem Buch ›Being a Beast‹ verarbeitete, getestet, wie es sich als Wildtier lebt, als Otter, als Hirsch, als Fuchs, als Mauersegler und als Dachs. Und da Dachse sich zu 85 Prozent von Regenwürmern ernähren, aß Foster eben Regenwürmer. Regenwürmer schmecken nach Schleim und Erde. ›Sie sind die ultimative regionale Nahrung, und – wie die Weinleute sagen würden – sie haben Terroir‹, also den Geschmack des Bodens, in dem sie leben. Stammen sie von den Somerset-Höhen, schmecken sie ›nach Leder und dunklem Bier‹; die aus einem Waldgebiet im südenglischen Kent sind ›frisch und unkompliziert‹.

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Wörter: 2036

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