Der Obere Stinkersee vertrocknet. Was eine Salzlacke im Burgenland über das aufhaltbare Aussterben der Arten verrät.
Hier gibt es nichts zu sehen. Grauer Himmel, hellgrünes Gras, teilweise braune Stellen, brache Erde, schüttere Pflanzen. Es ist irgendeine Wiese, irgendein grauer Nachmittag, irgendwo im Burgenland. Wer hier vorbeikommt, geht einfach weiter, Spaziergänger und Radfahrer halten nicht. Es gibt auch keinen Grund, stehen zu bleiben. Da ist nichts.
Thomas Zechmeister sieht das Nichts. Er weiß: Vor 20 Jahren, damals, als er als Ranger im Nationalpark angefangen hat, da war hier nicht nichts, da haben hier Säbelschnäbler gebrütet, genau hier auf dem schlammigen Boden, da wo jetzt Gras und ein bisschen Wein aus dem Garten über der Straße wächst. Es waren dutzende der Vögel, sie kamen und nisteten im seichten Schlamm. Ihr schwarz-weißes Gefieder warf ein Muster in das Schilf, merkwürdig, fast mystisch.
Jetzt sind sie verschwunden. Für Thomas Zechmeister ist diese Wiese deshalb ein trauriger Ort. Denn sie ist nicht irgendeine Wiese irgendwo im Burgenland.
Sie ist eigentlich eine Salzlacke. Ein einzigartiger Lebensraum in Mitteleuropa, enorm wichtig für viele seltene Arten, Teil des Nationalparks Seewinkel an der östlichen Seite des Neusiedler Sees. Seit 1993 ist dieses 97 Quadratkilometer große Gebiet einer von sechs Nationalparks in Österreich, Zufluchtsort für seltene Tiere und Pflanzen. Salzlacken wie der Obere Stinkersee vor Zechmeisters schlammigen Bergschuhen sind dabei ein besonders sensibler und seltener Lebensraum.
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