Editorial Februar 2019

DATUM Ausgabe Februar 2019

Liebe Leserin, lieber Leser,

15 Jahre ist es heuer her, dass sich dieser Verrückte vor uns hinstellte. Wir, das waren Studierende des Wiener FH-Studiengangs Journalismus und Medienmanagement. Und der Verrückte, das war Klaus Stimeder. In der ihm eigenen Euphorie erzählte er von seinem Projekt: ein New Yorker für Österreich, lange Texte und tiefe Recherche, beseelt von einem Journalismus, so sauber, unabhängig und lehrbuchartig wie das Land ihn eben nötig habe. Wer ist dabei!?

In den 15 Jahren seither waren Hunderte dabei. Wir wollten beweisen, dass es anders geht. Und wir wollen das noch immer. Der Leserschaft, der Kollegenschaft, aber auch uns selbst, den Menschen hinter DATUM, die sich bis heute weitgehend aus jungen, idealistischen New Yorker-Lesern rekrutieren.

In diesem Sinn war DATUM von Beginn an ein Ausbildungsmagazin. Und in eben diesem Geiste haben wir vor einem Jahr die DATUM-Talente gegründet. Im Rahmen dieses Programmes vermitteln wir jungen Menschen unser Handwerk, unsere Haltung. Wir begleiten sie von der Themenentwicklung bis zur Drucklegung, bei der Recherche, beim Schreiben, beim Scheitern – denn das gehört dazu. Wir zeigen den Weg, so wie Stimeder ihn uns gezeigt hat, gehen müssen sie ihn selbst, ebenso wie wir ihn gegangen sind. Das kostet Zeit, das kostet Energie, das kostet Nerven. Und es lohnt sich.

Drei Dutzend Menschen haben seit vergangenem Jahr an unserem Talente-Programm teilgenommen. Unter datum.at/talente/voting-2018 finden Sie jene elf Recherchen, die wir bereits publiziert haben sowie eine Sonderfolge unseres Podcasts DATUM Kosmos, in dem die Autorinnen und Autoren ihre elf Geschichten erzählen. Bis zum 7. Februar können Sie dort Ihren Favoriten bestimmen. Die drei bestbewerteten Texte legen wir einer Fachjury vor, die den Siegertext ermitteln wird.

Der Eingang zu einer Talenteschmiede ist wohl eine Drehtüre, und so ist das Kommen und Gehen Teil des Alltags. Zuletzt hat der Standard im Herbst Gabriele Scherndl verpflichtet, Vice hat Magdalena Berger angestellt. Und nachdem der Falter vergangenen Frühsommer unsere damalige Textchefin Anna Goldenberg abgeworben hatte, hat er nun schon wieder zugeschlagen: Wenn Sie diese Zeilen lesen, arbeitet Eva Konzett, unsere Chefin vom Dienst, bereits in der Marc-Aurel-Straße. Wir freuen uns von Herzen für sie alle.

Besonders freuen wir uns für Saskia Jungnikl, die DATUM seit beinahe 15 Jahren begleitet, mal als Autorin, mal als Chefredakteurin, mal als Kolumnistin: Saskia und ihr Mann erwarten ein Kind. Ihre Kolumne ›Beziehungsweise‹ beendet sie deswegen. An ihrer statt werden Sie, liebe Leserin, lieber Leser, in Hinkunft Nicola Löwenstein und die Kolumne ›Spruchreif‹ auf der letzten Seite finden – diesmal mit Lotte Tobisch.

Wir wünschen Saskia das beste und trösten uns mit der Gewissheit, dass sie ein Teil des DATUM Kosmos bleiben wird. Wie so viele aus den vergangenen 15 Jahren.

Wir lesen, wir hören voneinander auf der anderen Seite der Zeit.

Ihr Stefan Apfl

stefan.apfl@datum.at