Zum Schwerpunkt: Editorial von Kurator David Schalko
Ein Heft übers Fernsehen
Der Titel klingt nostalgisch. Meint man damit wirklich dieses kleine verschrobene Ding, wofür man eine Fernsteuerung braucht? Oder das vermeintliche Selbstverständnis von linearen Sendern, die ratlos dem Phänomen Streaming gegenüberstehen? Definieren sich diese nur noch über Inhalte, die auf Portalen nicht zu finden sind, so wie zum Beispiel Information, Live-Events und Shows? Und wie sieht die Zukunft des digitalen Fernsehens aus? Können sich öffentlich-rechtliche Anstalten da noch behaupten? Haben sie ein Legitimationsproblem? Und wie können sie das Heft wieder in die Hand nehmen? Kann man die jungen Seher zurückholen? Und welche Rollen spielen dabei die Mediatheken? Wie wichtig ist das Lokalkolorit in einer globalisierten Welt? Müssen öffentlich-rechtliche Sender mutiger werden oder eher versuchen, das vorhandene Publikum zu halten? Und wer ist das überhaupt? Stimmt der Eindruck, dass auch Netflix und Amazon vorsichtiger und konservativer werden? Wie groß ist der Druck durch neue Portale wie Disney+, Apple+ oder HBOmax? Wird riskantes und innovatives Fernsehen eher bei den Portalen oder doch bei den Öffentlich-Rechtlichen stattfinden? Stecken diese in einer inhaltlichen Krise? Wie definiert sich Qualität im Fernsehen? Und welche Rolle spielt sie eigentlich? Brauchen wir wirklich einen starken ORF? Und wem hilft ein solcher? Ist seine Entpolitisierung schon lange überfällig? Und wird es ihn in 20 Jahren überhaupt noch geben?
Der ORF gilt noch immer als mächtigste Medieninstitution dieses Landes. Er ist trimedial (Fernsehen, Radio, Internet) marktführend. Das ist einzigartig in Europa. Nicht zuletzt deshalb hat die Wahl des Generaldirektors politisches Gewicht. Wir nehmen dies zum Anlass, um ein paar Fragen zum Thema › Zukunft des Fernsehens ‹ zu stellen. Wie schauen wir eigentlich fern? Eine sogenannte › Bewegtbildstudie ‹ gibt Aufschluss darüber, wie sich das Umfeld auf Konsumentenseite verändert. Ist die ORF-Wahl tatsächlich die wichtigste politische Wahl des Jahres? Eine ausführliche Analyse dazu gibt Aufschluss über Wesen und Bedeutung. Harald Fidler setzt für uns das kleinteilige Puzzle der ORF-Machtpolitik zusammen.
Und Florian Scheuba schreibt mit gewohnt präziser satirischer Klinge, was selbige im ORF schon bewirkt hat, warum sie so unverzichtbar ist und warum man sie dennoch abgestumpft hat. Wie eine solche Talfahrt enden kann, zeigt uns ein Blick auf Ungarn, wo man die öffentlich-rechtlichen Sender längst auf Linie gebracht hat. Abschließend versuchen wir uns gemeinsam mit Gerhard Zeiler, der als Chef für das internationale Geschäft von Warnermedia zu den wichtigsten Medienmanagern weltweit zählt, einer Zukunftsperspektive anzunähern.
War die Zukunft des Fernsehens gestern? Oder wird es den Höhepunkt erst erleben? Im Augenblick herrscht Goldgräberstimmung. Aber handelt es sich um die Hysterie vor dem endgültigen Fall? Oder zeigt die Kurve stetig nach oben? Wird der Serienboom jemals ein Ende finden? Und wenn ja, was kommt danach? Fragen gibt es viele. Ein paar Antworten finden Sie hoffentlich in diesem Heft. •
Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre !
Ihr David Schalko
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