2023: Ein ganz neutraler Forscher 

China saugt gezielt Wissen aus österreichischen Universitäten ab, um es dann militärisch zu verwerten. Der Quantenphysiker und Nobelpreisträger Anton Zeilinger erwies sich dafür als besonders nützlich.

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Illustration:
Eva Vasari
DATUM Ausgabe Juli/August 2024

Als im August 2016 der erste Quantensatellit 500 Kilometer über der Erde zu kreisen begann, muss die Gruppe am chinesischen Weltraumbahnhof Jiuquan mehr als stolz gewesen sein. Denn gemeinsam hatten sie Großes vollbracht. Der Satellit ›Micius‹ ermöglichte es, völlig abhörsicher Informationen von China bis nach Graz-Lustbühel zu schicken. 

Die beiden Köpfe hinter diesem Erfolg: der österreichische Quantenphysiker Anton Zeilinger und sein ehemaliger Doktoratsstudent Jian-Wei Pan. ›Mit dem Start ist ein erster Schritt zu einer weltweiten Quantenkommunikation gesetzt‹, sagte Zeilinger damals. Und es sollte nicht der letzte sein, den Pan und er gemeinsam gingen.

Hinter der Geschichte

Das deutsche Medium Correctiv brachte im Sommer letzten Jahres eine große Recherche zu chinesischer Wissenschaftsspionage. Am Rande kam dabei auch Anton Zeilinger vor, weshalb wir über seine Arbeit mit China zu recherchieren begannen. Dabei hatten wir vor allem drei Hürden zu überwinden: Erstens, wir hatten anfangs beide keine Ahnung von Quantenphysik. Zweitens, wir wollten uns Zeilingers Rolle von Wissenschaftlern erklären lassen, aber nicht viele waren bereit dazu. Drittens, die Blockade und fehlende Gesprächsbereitschaft zu kritischen Fragen von Seiten der ÖAW und Anton Zeilinger war befremdlich. Wir wurden über Wochen hingehalten, immer wieder vertröstet, und auf unseren Fragenkatalog wurde letztlich nur peripher eingegangen. Die Geschichte kam dafür sehr gut an. Es gab sehr viele positive Rückmeldungen aus informierten Kreisen. Außerdem wurde die Thematik mehrmals von anderen Medien aufgegriffen. Unlängst äußerte sich Zeilinger gegenüber dem niederösterreichischen ORF zu unseren Recherchen, spielte den chinesischen Einfluss aber einmal mehr herunter.

Ich kam über das Talente-Programm zu DATUM und bin seit Jänner 2022 festangestellter Reporter. Emilia Garbsch hat ebenfalls ihren Anfang bei DATUM im Talenteprogramm gemacht. Heute ist sie freie Journalistin für diverse Medien.

Thomas Winkelmüller

Ein Jahr später führte Zeilinger, damals Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), mit seinem chinesischen Amtskollegen Chunli Bai das weltweit erste Quantentelefonat. Überträger des Gesprächs: der Micius-Satellit. Viele der Vorläufer der Instrumente an Bord wurden ursprünglich in Österreich entwickelt, sagte Zeilinger damals. Letztendlich gebaut hat sie ein chinesisches Team um Pan. 

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