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Ein Leben im Tag von … Greta Hofer

Das Model über seine Angst vor Farben, eine Schwäche für Computerspiele und die Sehnsucht nach Routine.

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Fotografie:
SP Models
DATUM Ausgabe Februar 2023

Ich wache gegen neun Uhr ­morgens auf, wenn ich in Wien bin. Weil in meinem WG-Zimmer Vorhänge fehlen, ist die Sonne mein ­Wecker. Ich habe bis heute weder eine funktionierende Deckenlampe noch Pflanzen. Dafür Avocado-Kerne in Wassergläsern, die muss ich nicht gießen. 

Zwischen Herbst und Frühling ­arbeite ich viel im Ausland. Es kann aber auch sonst jederzeit passieren, dass ich plötzlich mein Zeug packen und verreisen muss. Als Model bin ich fremdbestimmt. Jemand anderer entscheidet, ob ich gebucht werde und was ich zu tun habe. Deswegen checke ich morgens zuerst mein Handy.

Danach trinke ich einen halben Liter Wasser. Aktuell verzichte ich auf Kaffee, stattdessen gibt es Grüntee. Zum Frühstück esse ich entweder Rührei und Brot oder Porridge mit Früchten. Zu dem Zeitpunkt sind meine Mitbewohnerinnen meistens schon außer Haus. Ich sehe sie selten und weil sie die Küche meistens sauber hinterlassen, merke ich kaum, dass sie hier waren. 

Danach nehme ich mir Zeit für mich. Ich schaue gern Youtube-Vlogs von Menschen, die ihre Routine zeigen. In meinem Leben ist wenig Platz für Regelmäßigkeit. Mit den Videos hole ich mir ein bisschen von diesem Gefühl zurück. 

Morgensport lasse ich in Wien schleifen. Statt eine Stunde ins Fitnessstudio zu gehen, wie während meiner Jobs in Paris, mache ich ­meistens nur Yoga oder Pilates. Nicht wegen ­meiner Figur, sondern um fitter zu werden. Ich nehme ohnehin kaum zu. Duschen gehe ich abends, außer wenn ich in der Früh trainiere. ­Morgens putze ich mir nur die Zähne und verwende Reinigungsseife und Gesichtscreme. Die Marken kenne ich nicht.

Meine Outfits sind meistens dunkel gehalten. Schwarz ist mir zu hart, Dunkelbraun ein Kompromiss. Langsam traue ich mich auch an Farben heran. Mir ist das Kleidungsstück an sich wichtiger als die Marke. Ich ­besitze eine Jil-Sander-Tasche, eine Prada-Sonnenbrille und einen Acne-Pullover. Der Rest ist von Flohmärkten oder aus Second-Hand-Shops.

Meistens besucht mich spätestens um elf Uhr meine beste Freundin ­Sophia. Wir gehen oft zu einer ­anderen Freundin, die noch bei ihren Eltern lebt. Ihre Mutter macht uns Tee und kocht. Das hat etwas von ­Ersatzfamilie. Ich fühle mich dann ein bisschen wie in der Volksschule.  

Ich selbst koche gern. Am liebsten vegetarisches Curry oder Sommerrollen. Das ist für mich Wohlfühlessen. Die Reste wärme ich dann am ­nächsten Abend auf und telefoniere währenddessen mit jemandem aus meiner Familie.

Danach treffe ich mich mit ­Freunden, und wir trinken. Meistens billigen Weißwein von Hofer, gemixt mit Himbeersirup und Mineralwasser. Als ich jünger war, habe ich mehr getrunken, aber heute kenne ich meine Grenzen. Ich gehe gern auf Hauspartys, manchmal auch in einen Club, und im Sommer auf illegale Raves im Freien. Am Heimweg esse ich dann gern Pommes mit Ketchup und Mayo, bevor ich zu Hause noch viel Wasser trinke. Ich wache gerne frisch auf.

Allgemein versuche ich, Routine in meinen Tag zu bringen, damit wenig Platz für schlechte Angewohnheiten bleibt. Ich will meine Zeit nicht mit Computerspielen verschwenden. Mit elf habe ich begonnen, Minecraft zu spielen. Sehr viel. Das war eine Phase, in der es mir nicht gut ging. Ich habe damit einen Ausweg aus der realen Welt gesucht. Heute gehe ich mit negativen Gefühlen anders um. Das hat schon etwas von Selbst­optimierung. Ich mache jetzt Dinge, die mir guttun. •  

 

Greta Hofer (22) ist Model und stammt aus Steinach am Brenner in Tirol. 2020 unterschrieb sie ihren Vertrag mit der Agentur SP-Models und wurde wenige Wochen später das Gesicht einer Kampagne von Prada. Es folgten ähnliche Aufträge für Dior, Alberta Ferretti sowie zahlreiche Laufstegjobs, unter anderem für Jil Sander und Chloé. Hofer arbeitet oft in Paris, lebt aber mittlerweile in Wien.

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