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›Frauen sind nahe am Gottesbeweis‹

Ex-Politiker Matthias Strolz über Orakel, Lügen und Lebendigkeit.

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Fotografie:
Ingo Pertramer
DATUM Ausgabe Oktober 2019

›Von meiner Grunddisposition her bin ich kein guter Neinsager, ich bin eher ein Gschaftlhuber und alemannischer Raffer, es könnte ja ein langer schwerer Winter kommen.‹

›Wenn es zu viel wird, meldet sich mein Bandscheibenvorfall, und wenn der sich nicht meldet, meldet sich meine Frau. Irgendjemand meldet sich immer.‹

›Ein politischer Rücktritt ist nahe an der Raketenwissenschaft. Da hast du zehn Seiten Drehbuch, und ein falscher Schritt ergibt eine Fehlzündung, siehe Christian Kern.‹

›Zum Orakel von Delphi sind die Leute gepilgert, um die Weisung für ihr Leben zu bekommen. Empfangen worden sind sie dann mit dem Spruch: »Erkenne dich selbst«.‹ 

›Im Urlaub 2017 am Gardasee habe ich meine Kinder gefragt: »Wie geht es euch mit mir als Papa?« Die Siebenjährige hat gesagt: »Naja, du hast schon keine Nerven für uns, Papa«, die Neunjährige sagte: »Das stimmt.« Und die Elfjährige hat gemeint: »Das war aber nicht immer so.« Das fährt dann einmal ordentlich ein.‹

›Als Oppositionsführer ist die Leitfrage: »Was kritisiere ich heute?« Das tut mir nicht gut.‹

›Grundsätzlich kann man nichts in die Hand nehmen, wenn man nicht bereit ist, etwas Altes loszulassen. Nur eine leere Hand kann empfangen.‹

›Es gibt ein bis zwei Wochen im Jahr, in denen ich das Handy abschalte. Mit einer Art Notfallerreichbarkeitskette.‹

›Meine Frau und ich haben dasselbe Syndrom: Wir merken oft erst im letzten Drittel eines Films, dass wir ihn schon angeschaut haben.‹

›Frauen sind für mich nahe am Gottesbeweis.‹

›Mit vier Frauen und einer Katze zusammen­zuleben, ist eine Grenzerfahrung. Eine schöne Grenzerfahrung. Ja, auch anstrengend.‹

›Luzides Träumen zu kultivieren und die Fähigkeit, in den Traum proaktiv eingreifen zu können, stehen auf meinem Zettel für die Zukunft.‹

›Ein erwachsener Mensch muss schreien können. Lieber einmal zu viel schreien, als es zu verlernen. Da stirbt ein Teil der Lebendigkeit.‹

›In den Regierungsspitzen haben wir Menschen, die ohne eine moralische Zuckung die Lüge als Standardinstrument einsetzen. Ich bin ein großer Junge, ich weiß, dass die Lüge zum Leben gehört, auch zur Politik. Die Frage ist nur: Habe ich noch eine Grundregung, eine innere Hemmschwelle in mir?‹

›Ich bin gerne auch allein.‹

›Die Sterbeforschung sagt, dass uns diese Fragen am Lebensende bewegen: Habe ich das Lied meines Lebens gesungen? Habe ich ein authentisches Leben gelebt?‹

›Bei beruflichen und ehrenamtlichen Engagements habe ich Krücken für mich gefunden, wie ich zu Entscheidungen komme. Ich stelle mir eine Amplitude der Lebensfreude vor, die in mir wohnt. Wenn Angebote auf mich zukommen, und die Amplitude nicht auf 80 Prozent steigt, mache ich es nicht. In der Regel auch nicht für Geld.‹