Emran Feroz ist in Innsbruck aufgewachsen, österreichischer Staatsbürger – und wird doch wie ein Fremder behandelt. Warum ändert sich das nicht?
Emran, ihr seid doch aus Afghanistan. Weißt du, warum die das gemacht haben?‹, fragt mich meine Volksschullehrerin vor versammelter Klasse. Es ist der 11. September 2001, und ich bin neun Jahre alt, ein Bub mit dunklen Haaren und Tiroler Dialekt, der in der ersten Reihe einer Schulklasse in Innsbruck sitzt. Wir haben Deutschunterricht. Neben mir sitzen Buben und Mädchen, die Namen wie Julia, Leonhard, Christoph oder Kerstin tragen. Mein zweiter Name ist Mohammad, damals eine Rarität in der Volksschule Hötting West, in der es sonst nur einige wenige Migrantenkinder gibt, etwa aus der Türkei oder aus Ex-Jugoslawien.
Die – das waren Osama bin Laden und die Terroristen von Al-Qaida. Heute denke ich, dass mich kein Tag in meinem Leben derart geprägt hat wie dieser. Er hat wohl auch dazu geführt, dass ich zu dem geworden bin, der ich heute bin. Heute arbeite ich als Auslandsreporter und ordne ein, was in Afghanistan passiert, dem Land meiner Eltern. Damals, in der Klasse in Innsbruck, wusste ich von all dem nichts. Warum auch? Ich bin Österreicher, zumindest auf dem Papier. Aber als solcher wurde ich nie wahrgenommen. Als ich ein Kind war, freute man sich in meinem österreichischen Freundeskreis über den anstehenden Krieg in Afghanistan. ›Die werden euch plattmachen!‹, hörte ich immer wieder. Mobbing und Hänseleien waren von nun an Teil meines Alltags. Ich war das Talibankind, Osama bin Laden mein Onkel. ›Nein, der ist doch gar kein Afghane, sondern aus Saudi-Arabien‹, verteidigte ich mich damals. Es interessierte niemanden.
Wörter: 2680
Lesezeit: ~15 Minuten
Diesen Artikel können Sie um € 1,50 komplett lesen.
Die Bezahlung erfolgt via PayPal.
Nach Bezahlung ist der Artikel 48 Stunden für Sie verfügbar.
Russlands Präsident Wladimir Putin kokettiert gerne mit seiner Vergangenheit als KGB-Spion. Dokumente der DDR-Staatssicherheit, die vor wenigen Jahren in den Aktenbeständen einer Außenstelle gefunden wurden, lesen sich im Licht des Ukraine-Krieges neu. Aber auch viele der Verstrickungen Österreichs mit dem Kreml haben ihren Ursprung in der Wendezeit.
Nach Jahrhunderten der Unterdrückung und der Ausbeutung haben die Menschen in der Ukraine erstmals das Gefühl, dass der Staat ihnen dient und Leben rettet.
Ein toter Briefkasten im Wald, geheime Treffen in Hotels und Strela-Satelliten im All: Der spektakuläre Fall des 2018 als Spion enttarnten österreichischen Soldaten M.M. zeigt, wie Russland in Europa geheime Informationen beschafft.