›Fresser und Weinsäufer‹

Abnehmender Grenznutzen, Sozialisten, die Spaß an Luxus haben, und die Liebe zum Überflüssigen. Ein heiteres Gespräch.

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Fotografie:
Stefan Fürtbauer
DATUM Ausgabe Juli/August 2018

Ein Gespräch über Luxus muss man luxuriöser angehen, und so gab es unser diesmonatiges Tischgespräch mit entsprechender Weinbegleitung, ausgewählt und geliefert von dem Ökonomen und Gründer des Weinabos Abothek Philipp Geymüller. Dementsprechend  aufgeräumt war die Stimmung, als Michael Chalupka, Chef der Diakonie, Julia Herr, Chefin der Sozialistischen Jugend, Michael Schürz, Ökonom und Individualpsychologe und Geymüller an einem Mittwochabend zu erkunden versuchten: Was ist Luxus?

 

Herr Schürz, hat Luxus immer mit Geld zu tun?

Schürz: Ich mag die Definition von Adorno, der Luxus als Eigensinnigkeit definiert hat. Gegen das Funktionale, gegen das Effizienzdenken. Da geht es um ästhetische Erfahrungen, um Trotz gegenüber dem Notwendigen. Reiche Menschen sagen liebend gern, mein einziger Luxus ist ein bisschen Zeit mit jemandem – das ist immer sofort die Position, die eingenommen wird. Ich glaube also nicht, dass Luxus unbedingt mit Geld zu tun hat. Noch glaube ich, dass Luxus ein Synonym von Reichtum ist. Luxus ist etwas Eigenes.

Woran denkt denn der durchschnittliche Österreicher, wenn er das Wort Luxus hört?

Schürz: Er denkt vermutlich an die Reichen, an Jachten, Privatflugzeuge. Er setzt Luxus und Reichtum sicher zu nahe. Der protzende Reiche, das ist das Bild, das oft gesehen wird.

Protzerei und Luxus – geht das Hand in Hand?

Herr: Wenn Menschen unglaublich reich sind und zwar bescheiden leben, ist ihr Leben dennoch Luxus, wenn man es mit vielen anderen Menschen vergleicht. Ich würde also Besitz, wenn er überproportional hoch ist, auch als Luxus bezeichnen. Ich glaube, die Definition von Luxus ist deswegen auch so schwierig, weil man sie immer in Kontext setzen muss. Für einen Arbeiter kann Luxus eine sechste Urlaubswoche sein. Ich hab mir als Vorbereitung ein paar Interviews mit extrem reichen Menschen durchgelesen, die gar nicht arbeiten müssen, weil sie geerbt oder reich geheiratet haben und nicht arbeiten müssen. Denen ist die sechste Urlaubswoche egal.

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