Früchte des Friedens
Nach fünfzig Jahren endete der Guerilla-Krieg in Kolumbien. Der Coca-Anbau blüht. Zu Besuch bei Bauern und Dealern.
Als uns das Tuk-Tuk ins Hilton Park Hotel bringt, ist es schon dunkel. Nach einer schlaflosen Nacht sind wir auf der Suche nach einer ruhigeren Unterkunft, weit weg von chinesischen Motorrädern und den Lautsprechern vor den Bars. Das Doppelzimmer zum Hof kostet 25.000 kolumbianische Pesos, etwa 7 Euro. Im Bad fehlt die Glühbirne und die Sandalen der Wirtin hinterlassen Abdrücke im Staub, aber sie versichert, dass das Zimmer ruhig sei. Am offenen Fenster höre ich in der Tat bloß Zikaden und die Hunde im Nachbarhof. Am Horizont zieht ein lila Gewitter auf. Von einer Wasserflasche rinnt Tauwasser, dann klingelt das Telefon. Es ist Alejandro und das ist kein gutes Zeichen.
Wir waren für den nächsten Tag verabredet, um auf die Cocafelder zu fahren, und wenn er jetzt noch einmal anruft, ist etwas dazwischengekommen. Er meint, dass die cocaleros, die Cocabauern, einen Streik vorbereiten würden. Sie wollen gegen das Herausreißen der Sträucher durch die Armee protestieren und deswegen könnten gerade keine Fremden mit auf den Weiler. Die Situation in Kolumbien sei ohnehin wieder aufgeheizt, caliente, sagte er noch. Einen Monat zuvor wurden in Tumaco, ein paar hundert Kilometer weiter westlich an der Pazifikküste, mindestens sieben Cocabauern ermordet. Die Defensoría del Pueblo, die staatliche Ombudsbehörde, macht Antidrogeneinheiten der Polizei für die Morde verantwortlich, während der Präsident beteuert, der kolumbianische Staat beschösse keine Zivilisten, was freilich nicht ganz wahrheitsgemäß sein kann. Im Jahr 2015 musste er die gesamte Armeeführung auswechseln, weil sie in die Ermordung von etwa 3.000 Zivilisten verwickelt war — um sie sodann als gefallene Guerilleros ausgeben zu können.
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