›Ich musste lernen, mich selbst zu schminken‹

Peter Filzmaier über Ibiza, Laufsport und Bernhardiner.

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Fotografie:
Donauuniversität Krems
DATUM Ausgabe Februar 2021

› Herr Filzmaier ist mir lieber als Herr Professor – mit diesem Titel ­­verbinde ich Zahnarzt und alt, beides tut meinem Ego nicht gut. ‹

› Ibiza war für mich paradiesisch, weil ich mich im Fernsehen weniger der Medienlogik der Kürze anpassen musste, sondern live Mini-Vorlesungen halten konnte. ‹

› Home Storys sind bei mir eine absolute Tabuzone. ‹ 

› Auch liberale Eltern lassen Zehnjährige nicht alleine ins Fußballstadion gehen. ‹

› Als Kind galt ich als guter Schach­spieler, das habe ich aber im normalen pubertierenden Prozess aufgegeben. ‹

› Meine Art zu sprechen habe ich mit Training on the Job gelernt. Das ist der Vor- und Nachteil der Arbeit als Universitätslehrender : stundenlanges Reden. ‹

›Ich bin der Schrecken jedes Rhetorik­trainers. Ich habe nur autodidaktisch gelernt. Dabei spürt man auch, ob das Publikum noch dabei ist oder schon sanft entschlummert. ‹

› Einser sind bei mir sehr schwierig zu bekommen. ‹

› Ich bin eigentlich ein Hundetyp, aber die Vernunft spricht gegen einen Bernhardiner. ‹

› Was altersbedingt bei mir immer unvollendet bleiben wird, ist ein wirklich schneller Marathon. ‹

› Einen Teil der Zeit, die man in der Früh für Sport nutzt, würde man sonst ohnehin nur vertrödeln. ‹ 

› In der Rolle eines finanziell Privi­legierten kann ich etwas anderes machen, wenn mir mein Beruf irgendwann nicht mehr genug Spaß macht. Vielleicht werde ich dann Sportreporter. ‹ 

› Ich befürchte, ich bin weder Morgen- noch Abendmensch. ‹

› Laufsport und Politik haben eines gemeinsam : Talent is nice to have, wirklich gut wird man durch kon­sequentes Training und harte Arbeit. ‹

› Beruflich Vielreisende kennen vor allem Bahnhöfe oder Flughäfen, Hotels und Seminarräume. ‹

› Wir werden erst in sehr, sehr vielen Jahren sehen, welche positiven Effekte Corona – von Gesundheitsbewusstsein bis Nachbarschaftshilfe – haben wird. Ich bin da skeptisch. ‹

› Menschen sind großartig im Ver­drängen, das ist kommunikations­psychologisch so. ‹

› Ich wünsche mir für dieses Jahr ganz sicher nicht, dass es besser wird als 2020. Bei einer so tief gelegten Latte müsste man Weltmeister im Limbo-Tanzen sein, um darunter durchzukommen. ‹

› Durch Corona musste ich lernen, mich selbst zu schminken. Eine größere Herausforderung als der Fernsehauftritt an sich. ‹

› Wenn ein /e PolitikerIn gar nichts sagen will, würde ich empfehlen, den Fernsehauftritt gleich ganz auszulassen. ‹

› Meine erste Erinnerung an einen Politiker war eine Karikatur von Kreisky als Indianerhäuptling, gezeichnet von Erich Sokol. ‹

›Ich habe gelernt, dass mich in der österreichischen Innenpolitik nichts mehr überrascht. ‹ 

Zur Person:

Peter Filzmaier (Jahrgang 1967) gilt als Politikanalyst der Nation. Der Politik- und Kommunikationswissenschaftler kommentiert im ORF das politische Geschehen pointiert, humorvoll und zumal auch scheinbar ohne Luft zu holen. Der Wiener lehrt an Universitäten in Krems und Graz Demokratiestudien und politische Kommunikation. Er hat eine Tochter und ist passionierter Läufer mit einer Halbmarathonbestzeit von einer Stunde zwölf Minuten.

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