„Ich steh auf Cat-Eyes“

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Fotografie:
Ursula Röck
DATUM Ausgabe November 2023

Name: Zarah Bugnar, 23

Beruf: Maskenbildnerin, Theater in der Josefstadt

Warum sind Sie Maskenbildnerin geworden?

Ich stamme aus einer Künstlerfamilie und Theater hat mir schon als Kind viel Spaß gemacht. Nach meiner Matura habe ich mich 2018 beworben und bin so zur Staatsoper gekommen.

Was sind die Aufgaben einer Maskenbildnerin?  

Jeder Tag ist anders. Bei Proben oder Vorstellungen richten wir die Darsteller her, setzen ihnen Perücken auf, schminken sie oder kleben Mikros. Ansonsten bereiten wir uns auf andere Vorstellungen vor. Letztens haben wir etwa einen Silikonabdruck gemacht.

Was macht Ihnen am meisten Spaß?

Ich steh auf Cat-Eyes, also Augenschminken. Außerdem liebe ich Bärteknüpfen und -brennen. Dafür haben wir spezielle Eisen, die sehen voll mittelalterlich aus.

Was war Ihre ausgefallenste Arbeit und was würden Sie gerne mal probieren?  

Einmal durfte ich eine Rokoko-Perücke aus Büffelhaaren machen. Die war 45 Zentimeter hoch. Damit alles stabil bleibt, habe ich den Unterbau gelötet. Daran habe ich monatelang gewerkelt. Ansonsten würde ich gerne mal Drag probieren. Das finde ich so genial, weil es keine Grenzen gibt und es so richtig bunt und lebhaft ist.

Welche verrückten Geschichten haben Sie schon erlebt?

Am Theater passieren oft seltsame Sachen. An meinem alten Arbeitsplatz ist mal der Kühlschrank explodiert. Und einmal ist eine Balletttänzerin beim Auftritt umgekippt, wurde in der Pause behandelt und hat danach weitergetanzt.

Was ist das Schwierigste am Job?  

Die Arbeitszeiten. Man arbeitet, wenn die anderen frei haben und hat frei, wenn die anderen arbeiten. Ich musste auch schon zu Weihnachten arbeiten.

Was verdient man als Maskenbildnerin?

In Teilzeit bekomme ich zwischen 1.100 und 1.400 Euro brutto. In Vollzeit sind es um die 2.000 Euro, je nach Erfahrung.

Sind Schauspieler Diven?

Natürlich ist jeder anders, aber das finde ich gut. Ich lerne viele verschiedene Leute kennen und somit auch, wie man mit ihnen umgeht.

Die Film-Maskenbildnerei hatte beim letzten österreichischen Filmpreis einen MeToo-Moment aufgrund von übergriffigen Schauspielern und respektlosem Verhalten. Auch ein Problem am Theater?

Übergriffe habe ich noch nicht mitbekommen, Respektlosigkeit leider schon. Ein Sänger hat mich einmal angeschnauzt, doch das lasse ich mir nicht gefallen.

Wie verändert sich die Branche?

Im Film läuft vieles schon digital, Masken können da auch weniger Details haben. Im Theater ist eher ein Problem, dass immer weniger Junge kommen und vor allem Opern oft die gleichen Leute ansprechen. Viele Geschichten sind so veraltet: Die Frau muss vom Mann gerettet werden und am Ende sterben beide. Wir leben heute in einer anderen Welt, da muss man auch die Stücke anpassen.

Was würden Sie allen empfehlen, die Maskenbildner werden wollen?

Praktika, Spaß haben und ›Durchhalten‹. Wenn man kreativ und kollegial ist und sich stets neue Herausforderungen sucht, dann überwiegen die schönen die anstrengenden Zeiten.

Welchen Make-up-Tipp haben Sie für unsere Leser?

Für den Alltag gilt ›weniger ist mehr‹. Ansonsten einfach ausprobieren. 

Zahlen und Daten

Erst seit 2018 ist Maskenbildnerei in Österreich ein Lehrberuf.

20 Ausbildungsplätze gibt es jährlich für die dreijährige Lehre.

Fast die Hälfte der Lehrstellen (45 %) befindet sich in Wien.

2022 gab es zwei männliche Lehrlinge, seit 2018 überhaupt erst sieben. 58 Frauen haben seither die Ausbildung absolviert. 

Quelle: AMS