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In einem Land unserer Zeit

Das Anthropozän, als Auflösung des Gegensatzes von Kultur und Natur, taugt als literarisches Setting – einst für Romane, jetzt auch für Sachbücher.

DATUM Ausgabe März 2020

Dass › Natur ‹ etwas von › Kultur ‹ ganz und gar Unabhän­giges und Unterschiedenes sei, ist eine der gängigen Lebenslügen unserer Zeit. Der US-amerikanische Schriftsteller Richard Brautigan hat diese in der Moderne unhaltbar gewordene Position schon 1967 in seinem Roman › Trout Fishing in America ‹ trefflich literarisch unterwandert: › Der Bach war wie 12.845 Telefonzellen in einer Reihe mit hohen viktorianischen Decken, und alle Türen waren fort und die Rückseiten der Zellen herausgebrochen. […] Die Forellen in diesen Telefonzellen waren gute Kerle. Es gab eine Menge Halsabschneider-Forellen, fünfzehn bis zwanzig Zentimeter lang, richtige Pfannengröße für Ortsgespräche. Manchmal fanden sich da einige Kerle, so an die sechsundzwanzig Zentimeter für die Ferngespräche. ‹

Dass Hybride die Unterscheidung von Natur und Kultur unter­laufen, spielt auch in der Diskussion um das sogenannte Anthro­pozän eine wichtige Rolle. Der im Jahr 2000 geprägte Begriff entstammt ursprünglich der Naturwissenschaft. Recht rasch aber re­­üssierte er in den Geistes- und Sozialwissenschaften sowie im Kunst- und Kulturbetrieb. Eva Horn und Hannes Bergthaller begründen dies in ihrem 2019 erschienenen Buch › Anthropozän zur Einführung ‹ mit zwei Eigenschaften, die der Begriff aufweist: Zum einen sei er eine Diagnose der Gegenwart, indem diese als eigener erd­geschichtlicher Abschnitt betrachtet wird, der das Holozän, das Nacheiszeitalter, ablöst. Zum anderen eigne er sich dazu, zahlreiche Einzelsymptome zusammenzufassen: globale Erwärmung, Arten­sterben, Vermüllung, Bodenversiegelung, Mikroplastik etc.

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Wörter: 2020

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