›Jeder kann mitlesen‹

Die anonymen Aktivis­ten von ›FPÖ Fails‹ decken rechte Hetze und Unwahrheiten auf. Wie arbeiten sie?

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Fotografie:
Thomas Gobauer
DATUM Ausgabe April 2019

›Alternative facts and fake news are just other names for propaganda.‹ Das Zitat des US-amerikanischen Komikers Johnny Corn steht prominent platziert auf der Startseite des Blogs von ›FPÖ Fails‹. Tatsächlich ist ansonsten nichts auf dieser Seite komisch. Hier publiziert die Gruppe abseits ihrer Social-Media-Kanäle Postings, Falschaussagen, Verhetzungen und andere öffentliche Äußerungen von FPÖ-Politikern, die strafrechtlich relevant oder schlichtweg falsch sind. Ein Aktivist der ›FPÖ Fails‹, der anonym bleiben will, erzählt  von rechtsextremen Meinungswelten, vom Dark Web auf Facebook und der Arbeit als Online-Aktivist.

Wie würden Sie jemandem, der noch nie davon gehört hat, erklären, was Sie mit ›FPÖ Fails‹ machen?

Wir möchten die Bevölkerung über die Fails, über die Falschmeldungen und inkorrekten Fakten, informieren, die die FPÖ öffentlich präsentiert und damit ihre Wähler beeinflusst. Dass wir die Verbindungen der FPÖ zur rechtsextremen Szene aufdecken und den Rechtsextremismus thematisieren, aus dem die FPÖ stammt, ist immer mehr dazugekommen. Grundsätzlich haben wir uns gegründet, weil die FPÖ durch eigene Medien wie Unzensuriert, später den Wochenblick oder die Neue Freie Zeitung meist unwidersprochen ihre falschen Fakten präsentieren kann. 

Wie ging die Gründung von ›FPÖ Fails‹ vonstatten?

Eine Kollegin, die im Netz wieder einmal gefälschte Plakate und Fails auf allen FPÖ-Seiten entdeckte, meinte: ›Wir müssen endlich etwas machen, wir müssen diesen Falschaussagen etwas entgegnen‹. Wir waren bereits in diversen anderen Gruppen aktiv und haben uns im Internet kennengelernt. Dann haben wir gemerkt, dass wir auf bestimmten Themengebieten viel Erfahrung und Fachwissen haben, und beschlossen, eine eigene Gruppe aufzumachen. Heute sind wir eine Handvoll Leute, auch wechselnd, weil das Lesen der Kommentare in rechten Gruppen nicht auszuhalten ist. Wir haben Jobs, Familien und arbeiten in unserer Freizeit am Projekt ›FPÖ Fails‹. Wenn ein FPÖ-Politiker im Netz etwas von sich gibt, das nicht der Wahrheit entspricht, dann machen wir einen Artikel dazu, der die Sachlage richtigstellt und zu Ministeriums­seiten oder Studien verlinkt. ›FPÖ Fails‹ ist nicht aus einer Polemik heraus entstanden. Wenn einer die Unwahrheit behauptet oder lügt, dann beweisen wir es. Wenn wir den Beweis nicht erbringen können, bringen wir es auch nicht. Wir wären froh, wenn wir ihre Hetze und Fake News nicht aufzeigen müssten, wenn sie sich endlich wieder innerhalb des Verfassungsbogens an Regeln des demokratischen Zusammenlebens halten würden.

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