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Kopfüber

Philipp Hochmair ist genial, berühmtund völlig durchgeknallt. Wer ist der Mensch hinter dem Schauspieler?

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Fotografie:
Rafaela Pröll
DATUM Ausgabe September 2019

Philipp Hochmair weiß nicht, welcher Tag heute ist, wahrscheinlich auch nicht, welcher Monat. Weit nach Mitternacht herrscht im Wiener Prater für gewöhnlich Stille wie am Zentralfriedhof. In dieser Nacht nicht. Rund ums Riesenrad drängen sich Menschen, Kellnerinnen und Kellner türmen auf Biertischen Ravioli und Schnitzel, irgendwo im Hintergrund stieren Männer auf einen Monitor. Dreharbeiten. Philipp Hochmair steht in schwarzen Boxershorts etwas abseits in einem wackeligen Garderoben-Wohnwagen, an dessen Wänden Tapeten mit anthrazitfarbenen Ornamenten kleben. Der ursprünglich ordentlich gefaltete Stapel mit seinem Kostüm, den ihm eine Assistentin zurechtgelegt hat, liegt in einem Haufen mit den ausgebeulten Cargo-Pants und dem Shirt, das er anhatte, als ihn ein Fahrer spätnachts in seiner Wohnung abgeholt und dann zum Set gebracht hat. Sonst ist hier nicht viel: Hochmairs alte Lederhandtasche vom Flohmarkt, eine Thermoskanne mit Wasser, in dem Orangenscheiben schwimmen. ›Ist es kalt draußen?‹, fragt er. Es ist Februar, kein Schnee, aber bitterkalt seit Tagen. Er öffnet die Tür des Wohnwagens und streckt das nackte Bein nach draußen. ›Ja!‹ Die Klamotten fliegen: Wo sind die langen Unterhosen?

Philipp Hochmair wurde 1973 in Wien geboren. Vater: Ingenieur, Mutter: Ärztin. Philipp ist der ältere von zwei Brüdern, die in gutbürgerlichen Verhältnissen in Ottakring aufwachsen. Wäre er den für ihn vorgezeichneten Weg gegangen, hätte ihn dieser beruflich wohl in eine Praxis geführt, in eine Kanzlei, vielleicht in ein Ministerium. Ist er aber nicht. Philipp Hochmair ist ein Irrer – im positiven Sinn. Das sagen seine Wegbegleiter. 

›Ich bin ein Soldat der Kunst‹, ist eine der Standardantworten, die der Schauspieler in Interviews gibt. Was er damit meint: Zuerst die Bühne, dann der Rest. Im Kampfmodus. Die Prioritäten sind klar definiert und so eindeutig, dass die reale Person hinter dem Künstler kaum mehr in Erscheinung tritt. ›Den privaten Philipp Hochmair? Den kenne ich nicht. Vielleicht gibt es ihn gar nicht.‹ Aber natürlich, selbstverständlich, gibt es ihn doch.

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Wörter: 2380

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