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Land der Feigheit

In Österreich fordert man statt Solidarität mit der Ukraine lieber Gewaltfreiheit. Der hiesige Vulgärpazifismus zieht die völlig falschen Lehren aus der Vergangenheit. Das muss nicht ewig gutgehen.

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Illustration:
Anne-Sophie Engelhardt
DATUM Ausgabe Mai 2022

Neun Minuten. So lange dauerte es, ab Auslösung des Terroralarms, bis der islamistische Attentäter von Wien am 2. November 2020 von Mitgliedern der Spezialpolizeieinheit WEGA durch Schüsse getötet wurde. Durch den Einsatz letaler Waffengewalt verhinderten die Beamten, dass der Terrorist noch viel mehr als vier Menschen ermorden und 23 verletzen konnte. Über die schnelle und effektive Aktion der WEGA wurde sehr viel weniger geschrieben als über das Attentat selbst. 

Kritische Stimmen, die WEGA-Polizisten hätten nicht gleich so gewalttätig vorgehen, sondern mit dem Attentäter lieber erst eine Verhandlungslösung suchen sollen, wurden damals keine laut. Auch wurde den ebenso rasant wie tödlich agierenden Polizisten nicht vorgeworfen, ihrer toxischen Männlichkeit schamlos freien Lauf gelassen zu haben. Betrachtet man die österreichische Diskussion über den Krieg in der Ukraine, dann muss man sich über das Fehlen solcher Einwürfe rückblickend wundern.

Tanzbare Solidarität

Ein demokratischer europäischer Staat wehrt sich seit Monaten mutig und überraschend erfolgreich gegen das Heer einer zum Faschismus tendierenden Diktatur, das mit terroristischen Methoden massenhaft Zivilisten ermordet und ganze Städte in Schutt und Asche legt. Anfangs, im ersten Schock, gab es dafür im vereinten Europa ziemlich einhellige Solidarität. 

Aber da waren auch von Beginn an Unterschiede: Die Solidaritätsdemonstrationen in Prag, Warschau und den Hauptstädten des Baltikums verzeichneten sofort Rekordteilnehmerzahlen, die Beteiligung in Wien war dagegen eher peinlich gering. Erst als ein Line-Up zahlreicher populärer Bands den Protest gegen Putins Krieg tanzbar machte, standen die Österreicher für die Ukraine in größerer Zahl von der Couch auf. 

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