Junge Frauen verlassen Österreichs Dörfer Richtung Stadt. Ich bin eine davon.
Ich weiß nicht mehr genau, wann mir klar wurde, dass es an dem Ort, an dem ich aufgewachsen bin, keine Zukunft für mich gibt. Vielleicht wusste ich es schon mit zehn, als ich mir diese kitschige Postkarte auf meine Zimmertür klebte, auf der mit großen handgeschriebenen Lettern ›Jede erfolgreiche Frau hat einmal klein angefangen‹ stand. Vielleicht war es auch erst mit elf, als ich meinen ersten Berufswunsch, nämlich Lehrerin zu werden, über Bord geworfen hatte. Um mich war keine Frau, die einen Job hatte, der mich ansprach.
Ich wollte keine Bäuerin sein, nicht an der Supermarktkassa stehen, daheim im Haushalt arbeiten und drei Kinder erziehen, keine Friseurin werden wie meine Nachbarin oder Krankenschwester wie meine Tante. In den Arztpraxen am Land und in den Chefbüros der Unternehmen saßen überall Männer. Sie waren die Schuldirektoren und Wirtshausbesitzer, die Kapellmeister, Polizeichefs und Bürgermeister, sie übernahmen die Bauernhöfe ihrer Eltern. Mit 14 war mein Entschluss gefasst. Ich wechselte aufs Gymnasium in der nächstgelegenen Stadt, um so schnell wie möglich die Matura zu machen. Dann war ich weg.
Wer die Dorfgemeinschaft verlässt, das war mir damals noch nicht bewusst, entscheidet sich nicht nur selbst für ein anderes Leben, sondern auch gegen das Leben der anderen. Wer einmal gegangen ist, gehört nie wieder ganz dazu und kommt vom Dorf doch nie gänzlich los.
Wörter: 1884
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