Lass rollen

Warum Würfelpoker kein reines Glücksspiel und ideal für Alt und Jung ist.

·
Illustration:
Blagovesta Bakardjieva
DATUM Ausgabe September 2024

Meine Großmutter hat, soweit ich mich erinnere, nur zwei Arten von Spielen gespielt: Karten oder Würfel. Bei Kartenspielen war die Palette relativ breit: Von Schnapsen bis Sticheln, von Rummy bis Schwarze Katz’ – und dann noch weiter zu Ernsthaftem, wie Tarock und Preferanzen, die ich als Kind nur dem Namen nach oder bestenfalls vom Zuschauen kannte, weil die Erwachsenen sie als zu kompliziert für mich einstuften. 

Übrigens völlig zu Recht: Auch heute kann ich den Gstieß nicht vom Pagat unterscheiden, und mit dem Quapil brauchen Sie mir gar nicht erst kommen. 

Würfeln dagegen, das konnte ich schon als Kleinkind wie ein Ass. Und so lieferten meine Großmutter und ich uns ganze Nachmittage lang Duelle in einem Spiel, das offiziell den Namen Eskalero trägt, mir als Kind aber nur unter dem Genre-Begriff Würfelpoker geläufig war. Der hohe Glücksfaktor sorgt dafür, dass nicht immer derselbe gewinnt – und dennoch kann man auf dem grün befilzten runden Untersatz überraschend viel falsch machen. Damit meine ich nicht etwa die Wurftechnik, wahlweise mit oder ohne elegantem Lederbecher, jedenfalls aber lässig aus dem Handgelenk zelebriert. Nein, auf die Notation kommt es an: Die drei Kolonnen, in die jeder Spieler seine erwürfelten Poker-Kombinationen eintragen darf, zählen in der Abrechnung nicht dasselbe. So gilt es, klug abzuschätzen (oder zu errechnen), welche Felder man in der Hoffnung auf bevorstehende Glückstreffer (›Grande serviert‹ – der Lottosechser des kleinen Mannes) noch frei lassen, und welche man im Notfall streichen sollte.

Eskalero ist auch ein wunderbares Outdoor-Spiel, und so habe ich das Feuer der Tradition kürzlich im Strandbad Gänsehäufel weitergetragen und meine Tochter zu einer Partie herausgefordert. Spaß gemacht hat es uns beiden, gewonnen habe natürlich ich, mit Glück hatte es nur ein klein bisschen zu tun – das richtige Streichen bringe ich ihr erst nach und nach bei. •

 Eskalero Würfelpoker · Verlag: Piatnik   

Sie können die gesamte Ausgabe, in der dieser Artikel erschien, als ePaper kaufen:

Diese Ausgabe als ePaper für € 6,00 kaufen