›Man kann ohne Dauergrinsen freundlich sein‹

Diana Grigorova, 30, ist Stewardess bei Austrian Airlines in Wien-Schwechat.

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Fotografie:
Florian Rainer
DATUM Ausgabe Juli/August 2017

Seit wann sind Sie Flugbegleiterin?
Diana Grigorova: Seitdem ich 18 bin. Ich habe mich frisch von der Schule beworben. Wir haben in der Familie zwei Flugbegleiterinnen und ich bin schon als Kind viel gereist. Anfangs wollte ich für ein, zwei Jahre fliegen und dann was anderes probieren. Aber ich bin hängengeblieben. Seit Jänner fliege ich als Senior-Stewardess und rekrutiere auch neue Flugbegleiter.

Wie viel verdienen Sie?
Zirka 1.500 Euro brutto im Monat als Grundgehalt, ohne Zulagen.

Sind Sie damit zufrieden?
Natürlich würde ich mir mehr Gehalt wünschen, bin aber angesichts unserer Vergangenheit auch dankbar, für ein stabiles Unternehmen tätig sein zu können.

Hat Sie das Fliegen selbst, der Job der Pilotin, nie interessiert?
Nein. Das ist schön zum Anschauen, aber für mich zu abgeschottet von den Menschen und zu technisch.

Fliegen Sie privat überhaupt noch?
Sehr viel. Wir können uns, so wie andere ›Man kann ohne Dauergrinsen freundlich sein‹ sich Zugtickets, Flugtickets kaufen – Standby-Tickets zu reduzierten Preisen. Ich hab mich etwa vergangenen Sonntag entschieden, nach Tel Aviv zu fliegen, für einenhalb Tage. Das klingt schräg, aber das ist der Luxus, den wir haben.

Fliegen Sie als normaler Passagier?
Ja genau, ich muss den Passagierweg durch den Flughafen nehmen.

Welche Qualifikationen muss eine Flugbegleiterin mitbringen?
Gutes Englisch, viel Flexibilität und Lernbereitschaft. Wir arbeiten jeden Tag mit neuen Menschen zusammen – sowohl in den Crews als auch mit den Passagieren.

Ist denn sexuelle Belästigung ein Thema an Ihrem Arbeitsplatz?
Lustig, ich habe gerade erst mit einem Freund unsere Berufsbilder diskutiert; er ist Skilehrer. Ich bin seit 13 Jahren Flugbegleiterin und wurde noch nie belästigt oder angemacht. Ich erfülle auch kein Klischee einer Flugbegleiterin. Wenn, dann bekommen wir Kommentare aufgrund unserer Uniform. Ich glaube, dass man damit schon noch respektiert wird.

An Bord sind Sie gewissermaßen auch Psychologin. Wie gehen Sie mit Flugangst bei Passagieren um?
Mit viel Empathie. Die emotionale Intelligenz wächst bei uns über die Jahre. Wir haben da einige Körpersprache-Tricks. Einen sehr verängstigten Passagier würde ich von den anderen abschirmen, damit er in seiner Angst nicht so exponiert ist.

Sprechen Sie Ängstliche aktiv an?
Die melden sich meistens. Die Leiseren sehen wir auch. Schon während des Boardings sind wir ganz gute Profiler, das bekommt der Gast gar nicht mit. Ängste und Verhalten, die uns auffallen, versuchen wir abzufangen.

Hatten Sie selbst denn schon einmal Angst bei Turbulenzen?
Ich finde das eigentlich immer ganz lustig, wenn alles wackelt. Man muss schon viel lächeln in Ihrem Beruf.

Finden Sie das nicht manchmal anstrengend?
Man muss das schon gerne machen. Einen schlechten Tag hat jeder mal. Aber man kann ja auch ohne Dauergrinsen im Gesicht freundlich sein.

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