›Man macht Kunst, weil man muss‹

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Fotografie:
Ursula Röck
DATUM Ausgabe Mai 2020

Name : Isa Toman (Künstlername: Frau Isa)
Beruf : Street-Art-Künstlerin und Illustratorin

Wann haben Sie mit Street Art angefangen ?
Gemalt habe ich schon immer. Ich bin in Klagenfurt aufgewachsen, mit 16 hab ich auf kleinen, legalen Wänden mit Graffiti begonnen. Mir hat die Größe der Arbeitsfläche gefallen. Das kann ich irgendwie, habe ich bemerkt, und bin dabeigeblieben.

Kunst in den öffentlichen Raum sprayen – wie verdient man Geld damit?
Wenn man auf der Straße arbeitet, wird auch die Kunst sofort öffentlich zugänglich und man erreicht schnell Menschen, die gerne ihre Garage besprüht ­hätten. Meine Bildsprache war ­im­mer sehr einfach, fast naiv. ­Motive, die die Leute verstehen, verkaufen sich gut. Ich habe schnell angefangen, meine Arbeit offiziell zu machen – also weg vom Illegalen.

Die rebellische Botschaft und Illegalität scheinen in der Graf­fiti-Szene ja aber einen gewissen Stellenwert zu haben – stoßen Sie dort auf Kritik ?
Mittlerweile ist alles lockerer. Jeder macht, was er mag, alles hat seine Berechtigung. Das war auch einmal anders. Wenn man keine Schriften malte, war es nicht echt Graffiti. Meine Arbeit, immer schon sehr weiblich, wur­de oft übermalt. Aber ir­gend­wann ist man aus dem jugendlichen Alter draußen. ­Entweder man macht es dann professionell oder man lässt es. Mit dem illegalen Grundge­danken hat das nichts mehr zu tun. Es ist ein Job. Für manche ist das vielleicht nicht real, nicht mehr Graffiti, aber das muss es ja auch nicht sein.

Ist es also ein übliches Ziel für einen Street-Art-Künstler, damit Geld zu verdienen ?
Wie es bei Künstlern so ist: Man macht Kunst, weil man muss. Be­rufung klingt hochgestochen, aber so ist es. Man ist Künstler, wenn man nichts anderes sein kann. Wenn man Geld damit verdient, findet es dann niemand blöd.

Wie viel verdienen Sie als Street-Art-Künstlerin ?
Street Art ist nur ein Drittel meines Einkommens, der Rest ist ­Illustration. Davon kann ich gut leben. Ich brauche aber doch viele Aufträge als Illustratorin, um die Street Art querzufinanzieren. Mein Einkommen ist sehr unstet.

Worin liegt dennoch der Reiz der Street Art ?
In der Größe, weil man richtig grob arbeiten kann. Ich find’s auch lustig, wie man sofort in der Öffentlichkeit ist. Nirgend­­wo sonst ist man einem so di­rekten Feedback ausgesetzt wie auf der Straße. Hier übt keiner vorgefertigte Kunstkritik, wie in den Galerien. Die Oma, die über meinem Werk wohnt, sagt mir ungefiltert, was sie davon hält. •

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