Orbán herzlich willkommen
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In der Kolumne des vorigen Monats zitierte ich meinen Freund Christian, der Österreich verlassen hatte, weil ihm das Land in allen Institutionen und in allen Individuen ›zu verfilzt‹ erschien. Zu ›verfilzt‹ fällt mir der ORF unter Gerd Bacher ein. Sein Regime hatte den Vorteil, dass damals die Kronen-Zeitung auf der einen Seite war und der ORF war ganz woanders.
Heute mischen sich die Giganten, und der aus den Mixturen entstandene Filz riecht nach ideologischem Cocktail, den zum Beispiel Vera Russwurm serviert. Als ich sie vor Jahrzehnten in der Sendung ›Tritsch Tratsch‹ im Fernsehen debütieren sah, wusste ich, wenn diese junge Sprechkünstlerin einmal groß sein wird, wird sie – was immer das auch ist – Österreichs Gesundheitskoordinatorin.
Sprungbrett für ein solches Werden ist der Job in der Krone, wo ihre Interview-partner sie mit ›Vera‹ ansprechen und ihr Job im Fernsehen, wo Vera Russwurm unter dem Titel ›Das kommt in den besten Familien vor‹ die Prozedur der katholischen Beichte um ihre Spiritualität bringt. Dass der Kardinal Schönborn dagegen nicht sein Wort erhebt, kann nur daran liegen, dass er weiß Gott andere Sorgen hat.
Während es mir wurscht ist, auf welche Weise Vera Russwurm das Nicht-Unvereinbare ihrer Omnipräsenzen genießt, ist so etwas für meinen Freund Christian unerträglich. Er hat eine Allergie gegen das eingebürgerte Schlaucherltum und gegen die seltsamen Verdienstmöglichkeiten am österreichischen Markt. Beim leisesten Anflug aus dieser Richtung bekommt er sofort einen Ausschlag.
Er neigt überhaupt zum Hyperkritischen: Jüngst war er in Wien auf Kurz-besuch – er muss leider immer schnell weg. Während er so vor sich hinging, überfuhr ihn fast – auf einem Elektro-roller – ein ehemaliger österreichischer Bundeskanzler, der auch Christian heißt. ›Na‹, sagte mein Freund Christian, ›wenigstens den Unfall auf dem Roller hätte er seiner Partei nicht anlasten -können.‹
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