Provokante Fakten

DATUM Ausgabe Juni 2023

›Warum glauben Sie als Mann zu wissen, was Frauen zufrieden macht?‹ Diese Frage hört Soziologieprofessor Martin Schröder derzeit häufig. Schröder sagt dann, dass er sich als empirischer Sozialforscher dafür interessiere, ob der öffentliche Diskurs über ein Thema mit den Fakten übereinstimmt. Bei der titelgebenden Frage seines neuen Buches: ›Wann sind Frauen wirklich zufrieden?‹ sei das überhaupt nicht der Fall.

Unter Rückgriff auf einen ganzen Strauß an Studien will der Autor zweierlei belegen: dass Frauen in den entwickelten Industrienationen heute weder im Beruf noch im Familienleben messbar benachteiligt sind – und dass sie sich in großer Mehrheit auch nicht so fühlen. Kritiker werfen Schröder vor allem blinden Empirismus ohne kritische Reflexion vor. Außerdem stoßen sie sich, wie Schröders renommierte Fachkollegin Jutta Allmendinger in einem Spiegel-Verriss, an der mitunter flapsigen Sprache des Autors. Da ist was dran, und doch würde man als Laie lieber eine fachlich fundierte Kritik der wirklich überraschenden Ergebnisse lesen: Kann es denn stimmen, dass Frauen dort am seltensten technische Fächer studieren, wo die Gleichberechtigung nachweislich am weitesten fortgeschritten ist?

Oder dass Männer auf identische Bewerbungen neun Prozent weniger Rückrufe bekommen als Frauen? Das Buch ist randvoll mit ausführlich erläuterten Daten, die Schröders These zu stützen scheinen: ›Will man also verstehen, wie gut das Leben eines Menschen ist, so ist dessen Geschlecht eine weitgehend nutzlose Information.‹ Gewiss müssen Schröder da eine Reihe von Fehlern unterlaufen sein.

 

Martin Schröder: ›Wann sind Frauen wirklich zufrieden?‹ Verlag C. Bertelsmann, 2023