›Sich dem Alter zu stellen, braucht Mut‹

Erika Pluhar über Schönheitsoperationen, Schimpfwörter und Schicksalsschläge.

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Fotografie:
Lukas Beck
DATUM Ausgabe März 2022

›Ich habe kein Smartphone, ich will nicht von Mails verfolgt werden.‹

›Bei meinen Pflanzen beherzige ich ein System, das ich auch gerne den Menschen empfehlen würde: Das Wichtigste ist, dass sie immer an ihrem Platz bleiben dürfen. Es muss nur der richtige sein.‹

›Auf meine Stimme kann ich mich verlassen. In jeder Hinsicht.‹

›Sich dem Alter mit vollem Bewusstsein zu stellen, ohne Schönheitsoperationen, Körperstraffungen und Ayurveda-Kuren, braucht Mut.‹

›Wegen eines Partners, der sucht­krank war, habe ich eine Psycho­therapeutin aufgesucht. Ich wollte mir Sucht erklären lassen.‹

›Meine Magersucht war im klassischen Sinn das Verweigern, eine Frau zu werden.‹

›Am Theater wollte ich nie ein Kasperl sein.‹

›Bei Premieren war ich immer am schlechtesten, weil gefordert war, am besten zu sein.‹

›Das Publikum hilft mir, meinen Zweifel an der Menschheit zu flicken.‹

›Mich macht es oft todtraurig, wie unbelehrbar der Mensch ist. ‹

›Kritiken haben mich nie beeinflusst.‹

›Ich schreibe zu Hause täglich mit Feder und Tinte.‹

›Bei dem Verlust eines Kindes stirbt man auch.‹

›Trauer gehört zu meinem Leben wie die Nacht zum Tag.‹

› Man kann sich nicht vorstellen, nicht mehr zu sein. Umso mehr bin ich!‹

›Alle halten mich für den Fels in der Brandung. Ich bin nicht die, die im Bett liegen bleibt und jammert. Dabei wäre ich das manchmal gerne.‹

›Als Frau wirklich Selbstständigkeit zu erlangen, kann schmerzhaft sein.‹

›Trump habe ich nur Trampl genannt. Genau das hat er gemacht, alles auf Erden niedertrampeln.‹

›Mir ist völlig egal, was von mir erhalten bleibt. ‹

›Als Schauspielerin lag mir daran, mich mit meinem Innensein zu äußern.‹

›Ich bin in Floridsdorf aufge­wachsen und habe dort wirklich gute Schimpfwörter erlernt. Wenn ich alleine zu Hause bin und das TV mir Herrn Kickl oder Trampl vorführt, strömt ein unendliches Reservoir dieser Ausdrücke aus mir hervor. ‹

›Wenn die Nachwelt etwas von mir haben möchte, ist das ihre Angelegenheit, nicht meine.‹

›Nach einem Schicksalsschlag verliert man viele Bekannte und Freunde. Nach dem Tod meiner Tochter haben sich einige mir nahe Menschen in Luft aufgelöst.‹

Zur Person:

Erika Pluhar (Jahrgang 1939) ist Schriftstellerin, Sängerin und Schauspielerin. Die Wienerin war 40 Jahre lang Teil des Burgtheater-Ensembles und hat zahlreiche Bücher veröffentlicht. Sie erhebt ihre Stimme immer wieder auch zu politischen Themen. Privat musste sie mehrere Schicksalsschläge verkraften, so starb ihre Tochter Anna
mit 37 Jahren an einem Asthmaanfall. Pluhar adoptierte danach ihren Enkel Ignaz und ist mittlerweile auch leidenschaftliche Uroma.