Sie kennen unsere Schwächen
Immer schon hatten neue Medien gravierende politische Auswirkungen. Die von Facebook und Google vorangetriebene mediale Revolution aber verleiht den Technologie-Riesen nie dagewesene Macht.
Die Krise des gesellschaftlichen Klimas, hervorgerufen durch die Technologie der neuen Medienmonopole Facebook und Google/Youtube, ist eine globale Herausforderung in der Größenordnung der Klimakrise. So formuliert es Tristan Harris. Er hat in Stanford › Persuasive Technology ‹ studiert und war bei Google zuständig für Ethisches Programmieren, bevor er ausstieg und das › Center for Humane Technology ‹ gründete.
Das Problem: Wir haben Gehirne, die seit der Steinzeit gleich funktionieren, Institutionen, die sich seit der Zeit der Eisenbahn nicht wesentlich verändert haben – aber Mediengiganten wie Facebook und Google mit einer sich rasant weiterentwickelnden Technologie, die man fast gottgleich nennen könnte : So genau weiß sie über jeden einzelnen von Milliarden Usern Bescheid, kennt jeden Schritt und jede Kommunikation und kann damit voraussagen, was wir fühlen und als nächstes tun werden.
Das gibt Facebook und Google eine vielleicht nie dagewesene Macht, die sie derzeit nur für einen Zweck einsetzen: möglichst lange und viel Aufmerksamkeit zu binden, um möglichst viel Werbung zu verkaufen. Das bedroht nicht nur das freie Internet, das immer mehr von den großen Konzernen eingesogen wird. Die gesellschaftlichen und politischen Folgen sind wesentlich schlimmer, als die düstersten Unkenrufer es sich 2016 vorstellen konnten, als Facebook und Youtube genutzt wurden, um mit vergleichsweise plumpen Mitteln den US-Wahlkampf und die Abstimmung über den Brexit zu manipulieren. Seither haben die künstlichen Intelligenzen exponentiell gelernt, und Google und Facebook sind nun selbst, trotz ihrer neuesten Bemühungen, kaum mehr in der Lage, das Monster wieder einzufangen, das sie losgelassen haben.
Wörter: 1856
Lesezeit: ~ 10 Minuten
Diesen Artikel können Sie um € 1,50 komplett lesen
Wenn Sie bereits Printabonnentin oder Printabonnent unseres Magazins sind, können wir Ihnen gerne ein PDF dieses Artikels senden. Einfach ein kurzes Mail an office@datum.at schicken.