Spielen wie Kissinger

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Illustration:
Blagovesta Bakardjieva
DATUM Ausgabe Februar 2023

Hereinspaziert und herzlich willkommen in der ersten ­DATUM-Ausgabe des Jahres 2023. Was wird das wohl für ein Jahr? Kehrt der Friede nach Europa zurück? Beruhigt sich der Energiemarkt und mit ihm die Inflation? Können sich ­Politik, Medien und Gesellschaft mit ganzer Kraft der größten aller Herausforderungen, der Klimakrise, stellen? Die Chancen dafür sind überschaubar, aber wann ist Hoffnung angebracht, wenn nicht zu Beginn eines neuen Jahres und gegen Ende eines Winters, in den wir mit so viel Ungewissheit und großer Sorge gegangen sind? Oder wird ohnehin alles ganz anders, und 2023 wird das vergangene Jahr noch vergleichsweise harmlos aussehen lassen und die Gesellschaft vor neue Zerreißproben stellen? So oder so: 2023 wird ein entscheidendes Jahr. 

Bevor ich darauf näher eingehe, möchte ich Ihre Aufmerksamkeit gerne auf einige Neuerungen in diesem Heft lenken. Beginnen wir am Ende: Von DATUM-Kolumnistin Nicola ­Löwenstein müssen wir uns nach vier Jahren leider verabschieden. An der Stelle von ›Spruchreif‹ servieren wir Ihnen fortan Kurzporträts mit einem Blick durchs Schlüsselloch: ›Ein Leben im Tag von …‹ taucht in den Alltag von  Persönlichkeiten ein. Den Anfang macht das international erfolgreiche Model Greta Hofer, das uns Einblick in seinen Tagesablauf ­gewährte. Den Weltgewandten unter Ihnen ist es sofort aufgefallen: Für dieses Element haben wir uns erlaubt, bei der Sunday Times Anleihe zu nehmen. Aber wenn schon abkupfern, dann von den Besten. 

Ebenfalls mit Ende 2022 ausgelaufen ist Ilija Trojanows zehnteilige DATUM-Serie ›Notizen aus Utopia‹. Der Schrift­steller hat seinen utopischen Roman ›Tausend und ein Morgen‹ ­fertiggestellt – er erscheint im August im S. Fischer Verlag.

An dieser Stelle warten nun ›Brot & Spiele‹ auf Sie. Die Autorin Susanne Jäger erkundet den gesellschaftspolitischen Kosmos des Essens und besuchte dafür einen neuen Hotspot für Freunde der gepflegten Fusion-Küche in Wien-Josefstadt. Gleich daneben erforscht DATUM-Textchef Anatol Vitouch künftig in jeder Ausgabe ein anderes Gesellschaftsspiel. Er beginnt mit ›Diplomacy‹, dem erklärten Lieblingsspiel von Henry Kissinger, der eben erst – wenige Monate vor seinem 100. Geburtstag – einen Friedensplan für die Ukraine vorgelegt hat, nun erstmals mit einer NATO-Option für Kiew. In der Rubrik ›Aufgefallen‹ zerpflücken oder bejubeln Jäger und Vitouch, was ihnen in Kunst, Literatur oder Popkultur in diesem Monat sonst noch so untergekommen ist.

Warum also wird 2023 ein entscheidendes Jahr? Das ist eine Fangfrage, denn längst ist jedes Jahr entscheidend. Die voranschreitende Erderhitzung lässt das Zeitfenster für Korrekturen, die für den Erhalt der Lebensgrundlage von Milliarden von Menschen unabdingbar sind, dahinschmelzen wie die Gletscher der Alpen. Uns rennt schlicht und ergreifend die Zeit davon, und jedes Jahr, das vergeht, ohne dass substanzielle und – ja – radikale klimapolitische Maßnahmen gesetzt werden, entscheidet darüber, wie unsere Welt in wenigen Jahrzehnten aussehen wird. 

Um zu schaffen, was vor uns liegt, werden wir Mut und Entschlossenheit brauchen. Als kleine Inspiration dafür haben wir der Abo-Auflage dieser Ausgabe eine Botschaft mit auf den Weg gegeben: The Now Statement. Sie stammt von Peter Kollreider, unserem Podcast-Produzenten, soll Mut machen und Inspiration geben (www.thenowstatement.com). Der Schlusssatz lautet ›Take Courage‹, und das ist doch endlich einmal ein sinnvoller Vorsatz. •

Ich wünsche Ihnen viel Freude mit den Seiten der Zeit!

Ihr Sebastian Loudon

sebastian.loudon@datum.at

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