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Datum Talente

›Swing ist altersunabhängig‹

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Fotografie:
Ursula Röck
DATUM Ausgabe November 2019

Name : Sandra Krulis, 49 

Beruf : Tanztrainerin 

Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen ?

Klassisch : Als kleines Mädchen habe ich Ballett gemacht, womit meine Eltern nicht so einverstanden waren, weil man sich ja alle Gelenke kaputt macht. Ich war da sehr grantig auf sie. Ich habe mich schon als Primaballerina gesehen, aber nein (lacht). Mit 15 bin ich in eine Sub-kultur reingerutscht, es gab in Wien eine Art Teddy Boys und Girls. Wir gingen dann in Lokale, wo Leute waren, die die 1950er mochten. Dort haben wir mit Leuten getanzt, die um einiges älter waren als wir. Sie haben uns das beigebracht. 

Wie ging es dann weiter ?

Wir hatten damals nicht die Möglichkeit, uns Tänze auf Youtube anzuschauen und dann nachzuahmen. Also sind wir ins Gartenbaukino, haben uns jeden Abend › Rock around the Clock ‹ ange-sehen und während der Tanzszenen mitgetanzt. Im Jahr 2000 haben wir den -Verein › Some Like It Hot ‹ gegründet, in dem ich Swing, Lindy Hop und Charleston unterrichte und im Vorstand bin. 

Was reizt Sie an Ihrem Beruf ?

Die Weiterentwicklung, dieser Niemals–Stillstand. Der Tanz ist etwas Gelebtes. Wir können aus anderen Tänzen schöpfen, aus dem Electro Swing, aus den Urban Dances oder dem Jazz zum Beispiel. Wir haben als Tänzer nie fertig (lacht). 

Weshalb ist der Swing in den vergangenen Jahren wieder so populär geworden ? 

Seit wir uns im digitalen Zeitalter befinden, hardcore seit zehn Jahren, wollen die Menschen wieder was miteinander tun. Tanzen ist ja ein Miteinander. Sie haben wieder mehr Lust, sich anzugreifen, etwas zu unternehmen und nicht mehr nur, sagen wir, zu chatten. 

Was möchten Sie Ihren Schülern ver-mitteln ?

Eines der Ziele ist, die Leute ins Hier und Jetzt zu bekommen. Ich versuche nicht, die beste Klasse des Monats zu machen, das interessiert mich nicht. Mein Ziel ist, dass es sich lohnt.

Braucht es beim Tanzen Talent ?

Ich glaube nicht wirklich an Talent. Ich glaube wirklich an Arbeit. Tanzen ist Ar-beit und Zeit, die man sich geben muss. 

Ist Tanzen mehr Kunst oder Sport ?

Ich glaube, es ist eine gute Mischung. Es ist sportlich, wir tanzen in einem hohen Tempo mit Power im Körper. Es gibt ja auch Studien dazu, dass vor allem Paartanz Alzheimer vorbeugen kann. Swing ist gut fürs Gleichgewicht, für die Koordination. Sowas hält natürlich auch jung.

Wie alt war Ihr ältester Schüler ? 

Über 70. Das kommt durchaus vor. Ich finde das total super, wenn du eine Klasse hast, bei der jeder mit jedem tanzt. Das Alter ist egal. Es ist ein Zeichen, dass alles richtig ist. Swing ist altersunabhängig. 

Wie viel verdienen Sie ?

1.000 bis 1.700 Euro durch den Un–ter-richt. Daneben performe ich auch, arbeite als Choreografin und DJane.

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