›Was in Gaza passiert, verstärkt den Hass‹
Wie viel Rückhalt hat die Hamas noch bei den Palästinensern? Woher kommt der Antisemitismus in der arabischen Welt? Und lässt sich der Nahostkonflikt überhaupt noch lösen? Ein Gespräch mit der Historikerin und Islamwissenschaftlerin Gudrun Krämer.
Was waren Ihre ersten Gedanken, als Sie realisierten, was da am 7. Oktober in Israel, am Rand des Gazastreifens passiert ist?
Gudrun Krämer: Es hat mich an den 11. September 2001 erinnert. Und auch, wenn ich noch nicht erfassen konnte, wie groß das Ausmaß des Massakers gewesen war, so war mir doch klar, dass es eine verheerende Wirkung auf die weitere Entwicklung in der Region haben würde.
Die Geschichte Palästinas ist eines Ihrer Spezialgebiete, Sie haben darüber ein Buch geschrieben. Wie würden Sie denn das Kapitel, das nun neu dazugekommen ist, übertiteln?
Das ist schwer in einen zündenden Begriff zu fassen. Es geht um einen Konflikt, der so emotional und religiös so aufgeheizt ist, dass er nicht mehr lösbar, sondern allenfalls in Teilen regulierbar ist.
Bevor wir dazu kommen, bleiben wir noch beim Terror vom 7. Oktober. Die Hamas feiert ihn als Sieg. Während wir sprechen, sind die israelischen Bodentruppen mitten in Gaza, es sind tausende Zivilisten gestorben und laut Israel auch Kommandeure der Hamas. Kann man da von einem Sieg der Hamas reden?
Nein. Und wenn, dann nur von einem Sieg, der mit dem Tod und dem Leiden von Abertausenden erkauft worden ist. Als ihr Endziel formuliert die Hamas die Befreiung Palästinas und die Zerstörung des Staates Israel. Dieses Ziel wird sie nicht erreichen, schon allein aufgrund der Kräfteverhältnisse nicht. Wenn man jedoch im Modus des ständigen dschihadistischen Kampfes lebt, ist womöglich ein vermeintlicher Teilsieg ein weiterer Schritt zum Endsieg.
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