›Werte verkaufen kann ich nicht‹

Die Wortkünstlerin Yasmo über Vorsorge, Feindinnen und Biomechanik.

Interview:
Nicola Löwenstein
·
Fotografie:
Samira Frauwallner
DATUM Ausgabe September 2020

›»Patriachale Strukturen« – Dieser ­Begriff ist schon overused.‹

›Mir wäre nie ein Grund eingefallen, warum es plötzlich keine Kultur mehr geben könnte, außer wegen einer Diktatur. Dann kam die Pandemie.‹

›Eine politische Rede würde ich vielleicht für viel Geld schreiben. Und nur, wenn ich inhaltlich mitspielen darf. Werte verkaufen kann ich nicht.‹

›Als ich jung war, waren andere Künstlerinnen meine Feindinnen. Die Männer nie.‹

›Mein Papa ist ein Hackler, kein Feminist.‹

›Ich bin selbstständige Künstlerin, ich weiß, dass ich jetzt beginnen muss vorzusorgen.‹

›Was ich bei Poetry Slam gelernt habe: Auch der Körper merkt sich Texte.‹

›Bei einem Blackout auf der Bühne helfen Handbewegungen, um den Text wieder abzurufen. Das ist Bio­mechanik.‹

›Manchmal gehe ich in Gedanken meine Einkaufsliste für morgen durch, während ich rappe. Das passiert aber selten.‹ 

›Wenn ich darüber nachdenke, was ich kann, fällt mir als erstes ein, was ich nicht kann.‹

›Wer sich nur auskotzen will, dem geht es sowieso schon schlecht. Dem kann man auch respektvoll begegnen.‹

›Meine Sozialisierung war mySpace und StudiVZ.‹

›Ich habe mir damals Instagram nur wegen der Fotofilter runtergeladen.‹

›Beyoncé weiß natürlich, welche Wirkung knappe Höschen haben. Aber sie benutzt sie bewusst und zu ihren Gunsten, dann passt das doch auch.‹

›Rap ist Selbstermächtigung.‹

›Ende April kam eine Art Traurigkeit. Eine ganz tiefe, leise Traurigkeit, die sich breitgemacht hat.‹

›Wenn man Inhalte hat, ist es schwierig zu reden, ohne etwas zu sagen.‹

›Irgendwann schreibe ich meine Masterarbeit in Theaterwissenschaften. Ich wollte sie vergangenes Semester schreiben, aber habe vergessen, mich anzumelden.‹

›Frauen sind dazu erzogen, dass sie keinen Platz nehmen, ihre Arbeit ­unsichtbar machen und um die Aufmerksamkeit von Männern ringen.‹

›Michael Häupl war ein Politiker, bei dem ganz klar war, wofür der steht. Er hat seinen Schmäh und seinen Spritzer gehabt und hat mit allen reden können.‹ 

›Es wäre super, eine Frauenministerin zu haben, die weiß, was Feminismus ist und mit welchen Problemen Frauen im 21. Jahrhundert leben müssen.‹

›Mein zweites Standbein ist jetzt WKO-Härtefallfonds-Spezialistin.‹

›Ich habe durch die Pandemie meine Leidenschaft für Gesetzestexte und Bürokratie entdeckt.‹

›Ich finde es geil, wie beleidigt Gabalier war, weil er nicht für einen Amadeus Award nominiert wurde.‹

›Manchmal muss man sich überlegen, ob man öffentlich zu seiner Meinung steht oder sich den Shitstorm sparen will.‹