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›Zu wenige Männer gehen zur Vorsorgeuntersuchung‹

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Fotografie:
Ursula Röck
DATUM Ausgabe März 2023

Name : Anton Ponholzer, 48

Beruf : Urologe

Warum sind Sie Urologe geworden?

Ich wollte schon als Kind Arzt werden. Die Urologie interessierte mich als operatives Fach besonders wegen der Abwechslung. Wir haben mit Menschen jeden Alters zu tun, be-handeln akute sowie planbare Fälle, haben Tumorpatienten und all-tägliche Verletzungen. 

Was macht ein Urologe?

Ich bin auf die Harn- und Geschlechtsorgane spezialisiert. Vor allem die -Geschlechtsorgane des Mannes. -Insofern bin ich auch Androloge, -beschäftige mich also mit der männlichen Sexualität und Fruchtbarkeit. Ich behandle aber auch Frauen, zum Beispiel bei Nierensteinen.

Mit welchen Problemen kommen Menschen zu Ihnen?

Am häufigsten leiden Patienten unter Tumorerkrankungen, also Krebs an Blase, Nieren oder der Prostata. Im Krankenhaus haben wir auch akute Erkrankungen wie Nierensteine oder Infektionen der Genitalien. -Sexuelle Funktionsstörungen und Fruchtbarkeitsprobleme sehen wir auch immer wieder.

Was sind die Gründe für Erektionsstörungen und wie behandeln Sie die?

Die meisten Erektionsstörungen sind eine Mischung aus organischen und psychischen Problemen. Diabetes kann zum Beispiel schuld sein. Oft ist die Störung auch durch Stress in der Beziehung bedingt. In einer Partnerschaft kann Druck entstehen. Und die Angst, dass eine Erektion nicht gelingt, verschlechtert die Störung
zusätzlich. Medikamente oder eine Gesprächstherapie können helfen. 

Was machen Sie bei einer urologischen Vorsorgeuntersuchung?

Ich schaue mir mit dem Ultraschall Nieren, Blase und Prostata an. Dann taste ich Letztere ab. Ich untersuche auch die äußeren Genitalien und bespreche alles mit dem Patienten. 

Schämen sich Ihre Patienten manchmal bei den Untersuchungen?

Die, die zu mir kommen, haben keine Probleme damit. Gleichzeitig gehen zu wenige Männer regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung. Das liegt aber vor allem an zu viel Bequemlichkeit. In Wahrheit ist die Vorsorge eine sehr kurze, schmerzlose und unkomplizierte Untersuchung.

Ab welchem Alter sollten Männer sich untersuchen lassen?

Ab 45 sollte man einmal im Jahr -kommen – wer familiär mit Prostata-Erkrankungen vorbelastet ist, schon ab 40.

Was belastet Sie an Ihrem Beruf?

Nachtdienste und der Umstand, dass ich wirklich mit vielen akuten Situationen konfrontiert werde. Aber für medizinisches Personal ist  es allgemein schwierig, da wir nicht genug Ressourcen haben, um alle- -Patienten ordentlich zu behandeln. Wir müssen Jobs streichen. Die Wartezeiten verlängern sich, weil Krankenstände mehr und Betten weniger -werden. Der Zustand des Systems ist beängstigend.

Warum sollten junge Menschen dann Urologen werden?

Weil wir als Gesellschaft daran arbeiten müssen, diese Probleme zu lösen. Das ist auf der einen Seite ein Grund, Arzt zu werden, viel mehr aber ein Auftrag an die Politik, Lösungen zu finden.

Geld ist auch eine Motivation. Wie viel verdienen Urologen?

Knapp 4.000 Euro netto im Monat als Facharzt im Krankenhaus. Ich arbeite nebenbei als Wahlarzt mit einer- -kleinen Ordination und kann mir so dieses Gehalt nochmals verdoppeln.

Verspüren Sie selbst noch Scham, wenn Sie Menschen in der Intimzone untersuchen?

Nein, für mich ist das vollkommen normal. Verwandte würde ich ver-mutlich zu einem Kollegen schicken, aber männliche Freunde habe ich zum Beispiel schon behandelt. Das stört uns gar nicht. Ich mache das ja nicht zu Hause am Wochenende, das wäre unangenehm. Aber in der Ordination herrscht ein anderes Klima. •

 

In Österreich arbeiten Stand 2021 609 Urologen.
Davon sind 125 Frauen und 484 Männer.
Quelle: ÖÄK-Ärztestatistik 2021

2019 erhielten in Österreich 22.614 Männer eine Krebsdiagnose.
Ein Viertel davon – und damit am häufigsten – waren bösartige Tumore der Prostata. Im Jahr der Erhebung gab es 6.039
neue Fälle. 92% aller Prostatakrebs-Patienten lebten
Stand 2019 auch noch fünf Jahre nach Diagnosestellung. 

Nach einem Rückgang gab es in den vergangenen Jahren wieder einen Anstieg an neu diagnos-tizierten Prostatakrebsfällen. Während die absolute Zahl aller Krebsneuerkrankungen in den vergangenen zwei Jahrzehnten stieg, verringert sich die Krebssterblichkeit.
Quelle: Statistik Austria – Krebserkrankungen in Österreich 2022