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›Zwölf bis dreißig Pferde am Tag‹

Ulrich Adensamer, 27, ist Hufschmied und hat Kunden rund um Wien verteilt. Seine Pferde leben im Pferdestall Freudenau und in freier Natur in Tschechien.

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Fotografie:
Ursula Röck
DATUM Ausgabe Juni 2018

Was ist das Besondere an Ihrem Beruf?

Hufschmied ist einer der wenigen Berufe, in dem man an einem lebendigen Wesen direkt arbeitet und schneidet. Es sind grad einmal der Schlachter und der Arzt, die Ähnliches tun.

Wie kam es dazu, dass Sie Hufschmied wurden?

Mein Vater hat mir nach seinem Tod ein Pferd hinterlassen und ich bin infiziert worden von dem Virus Pferd. Eines Tages kam eben der Hufschmied und ich hab zugeschaut, was er macht. Das Material Eisen hat mich sehr fasziniert. Ich liebe den Beruf, für ihn habe ich mein Studium an der BOKU aufgegeben. Oft fragen mich die Leute:  ›Und, würdest wieder studieren?‹ Nein. Keinen Tag.

Was denken Sie darüber, dass Hufschmied jetzt ein freies Gewerbe ist?

Sehr vielen macht das Bauchschmerzen. Wir nennen jeden Hufschmied, der seit dem offenen Gewerbe ohne Prüfung als Hufschmied herumläuft, einen ›1710er‹. Am 17. 10. 2017 wurde das Gewerbe        geöffnet. Als 1710er-Schmied hast voll den Stempel drauf, in meinen Augen. Zuvor musste jeder durch eine Prüfung. Das   Wissen um den Huf, die Fußsohlen und die richtige Beratung aufgrund von Erfahrung ist essenziell. Wenn ich ein Pferd nicht         korrekt beschlage und es rutscht aus,    können Reiter und Tier sterben.

Welches Werkzeug ist Ihnen besonders wichtig?

Das ist meine Zwickzange! Die hab ich schon seit über fünf Jahren und musste sie noch nie schleifen. Das ist eine ganz alte, ich liebe sie. Ohne sie bin ich nirgendwo aufzufinden, wenn ich am Huf arbeite. Ich greif sie an und sie fühlt sich immer gleich gut an. Es gibt sicher schon bessere am Markt, aber das ist meine Zwicke. Raspeln hingegen vergehen und sie sind relativ schnell stumpf.

Wie viele Kunden haben Sie ungefähr?

Zu zweit betreue ich mit einem Kollegen circa 450 Pferde. Ich hab einen      kleinen Prozentsatz davon. Es kann aber schon passieren, dass wir zu zweit am Tag zwölf bis dreißig Pferde machen.

Glauben Sie daran, dass Hufeisen Glück bringen?

Wenn du es nicht hast und du brauchst es, wirst du merken, was dir fehlt. Also ja. Wenn du mir ein getragenes Hufeisen schenkst, wirst du mich nicht sehr glücklich machen, weil ich das zu meinem großen Haufen dazuhau’. Aber wenn ich unterwegs bin, dringend ein Hufeisen brauche und es fehlt, ist das schlimm. Dann verspüre ich erst wieder, was es heißt, eines zu haben.