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›  Du musst die Emotionen in die Hand kriegen‹

Interview:
Emilia Garbsch
·
Fotografie:
Ursula Röck
DATUM Ausgabe September 2020

Name : Angelo Konzett, 24

Beruf: Puppenspieler im -Schubert-Theater

Wie sind Sie zum Schauspiel gekommen?

In Vorarlberg gibt es im Klostertal die Passionsspiele. Da habe ich mit zwölf Jahren mitgespielt. Seitdem wollte ich eigentlich nix anderes mehr machen.

Warum?

Wenn du in eine Rolle eintauchst, vollkommen in ihr aufgehst und alles andere -um dich herum vergisst, dann erlebst du da so viel, was du im alltäglichen Leben niemals er-leben würdest. Und wenn es dem Publikum dann gefällt, dann ist das das Größte überhaupt.

Was ist der Unterschied zwischen Puppenspiel und klassischem Schauspiel?

Als Schauspieler ziehst du die Aufmerksamkeit zu dir. Im Puppenspiel machst du genau das Gegenteil. Im besten Fall verschwindest du komplett hinter einer Puppe, und man glaubt, nur sie ist da. Also musst du die ganzen Emotionen in deine Hand kriegen.

Manchmal spielen mehrere Leute eine Puppe. Wie bekommen Sie das hin?

Grundsätzlich wird es so gehandhabt, dass der Kopf immer die Gedanken der Puppe spielt. Und alle anderen versuchen sich durch viele Proben anzupassen. Damit das funktioniert, muss man sich gut absprechen, verstehen, gemeinsam atmen.

Wie viel verdienen Sie?

So um die 30.000 Euro netto pro Jahr. Nur vom Figurenspiel könnte ich nicht leben. Das kann niemand bei uns. Wir sind einfach ein kleines Ensemble, das das Schubert–Theater am Leben hält und -Figurentheater sehr mag. Ichmache auch Film und Fern-sehen. Beim Film liegt das Geld. Dort verdienst du relativ gut. Dann mache ich noch klassisches Schauspiel und Sprecherjobs. Von dem, was da zusammenkommt, kann man leben.

Gibt es etwas am Schauspiel, das Sie nicht mögen?

Überraschenderweise nicht. Natürlich gibt es in jeder Produktion eine Phase, wo man sagt: Okay, jetzt geht es nicht mehr. Aber für mich wird das alles sofort belohnt, wenn es dann funktioniert und Aufführungen gibt. -Deshalb sehe ich es wirklich nicht als Arbeit. Sondern: Ich darf das machen.

Und an der Branche?

Dieser Druck zur Selbstvermarktung nervt mich. Das will ich nicht. Aber mittlerweile bekommt der mit 10.000 Followern mehr auf Instagram eher die Rolle im Fernsehen, wegen der Reichweite. Das ist so absurd, dieser kapitalistische Gedanke. Eigentlich geht es doch um das Gegenteil. Es geht doch um die Kunst.

 

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