› Wir sitzen alle im selben Boot ‹
Name : Petra Gall (44)
Beruf : Teamleiterin der Coronatests beim Arbeiter-Samariter-Bund im Ernst-Happel-Stadion
Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen ?
Davor war ich als Kellnerin in Restaurants, Hotels, Cafés und in der Disco tätig. Im März habe ich mich spontan entschieden, bin zum Vorstellungsgespräch, und am nächsten
Tag habe ich schon angefangen.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus ?
Wir kommen um dreiviertel sechs, dann drehen wir alles auf und teilen die Leute ein. Alle gehen auf die Stützpunkte, richten die Stationen ein. Und dann testen wir bis zum Abend. Der Ablauf ist zwar immer derselbe, aber weil die Leute individuell sind, ist es immer anders.
Was gibt es für überraschende Momente ?
Wenn sich die Leute freuen und bedanken, dass es uns gibt, und nicht das Gegenteil. (lacht) Das passiert auch, aber seltener. Wir haben Fragen, die wir stellen müssen. Wie am Anfang die Reiserückkehrer : Von wo sind Sie zurückgekommen ? Oder warum lassen Sie sich testen ? Sind Sie K1-Person ? Haben Sie Symptome ? Manche wollen das nicht beantworten. Aber im Großen und Ganzen ist jeder nett und freundlich.
Wie fühlt es sich an, wenn ein Test positiv ist ?
Gestern hatten wir in zehn Minuten gleich fünf oder sechs positive Tests. Da ist man schon erschrocken und denkt sich : Uh, steigen die Zahlen jetzt wirklich noch mehr ? Vor allem bei kleinen Kindern oder älteren Menschen denkst du schon : Hoffentlich ist der Verlauf leicht und ohne Folgeschäden. Dann machen wir sowieso den PCR-Test nochmal extra, der wird dann ins Labor geschickt. Um sicherzugehen, dass der Antigen-Test richtig positiv war. Das heißt, ich weiß dann gar nicht, wer wirklich positiv ist.
Werden Sie selbst auch getestet ?
Wir schauen, dass wir uns selbst einmal die Woche testen, ja.
Was mögen Sie an Ihrem Beruf ?
Die Kollegen. Wir sind so buntgemischt und schon eine kleine Familie geworden. Der Zusammenhalt ist sehr groß.
Müssen Sie viele Überstunden machen?
Am Anfang war es extrem, aber momentan kommen wir pünktlich raus. Durch die ganzen Teststraßen hat es sich aufgeteilt. Aber so, wie es jetzt im Februar losgeht, wird es vielleicht wieder ärger und vermutlich länger werden. Warten wir ab.
Fühlen Sie sich für Ihre Arbeit wertgeschätzt ?
Ach, das ist mir ganz egal. Ich will eigentlich nur helfen, etwas Gutes tun. Wir sitzen hier alle im selben Boot und müssen gemeinsam rudern.
Wie viel verdienen Sie ?
Als Coronatester bekommen wir 1.800 Euro brutto, da ist die Gefahrenzulage dabei. Also wir verdienen gut. Die Zeit ist nicht leicht. Wir sind alle dankbar, dass wir einen Job haben, dass wir raus dürfen und die Aufgabe haben. Ich bin gespannt, was wieder auf uns zukommt.
Was haben Sie für ein Gefühl?
Eigentlich ein gutes. Wir sind immer positiv und haben alles bisher geschafft. Wir bekommen immer irgendwas vorgesetzt und müssen das dann irgendwie umsetzen. Aber es ist toll, dass all die Organisationen so gut zusammenarbeiten. Ich habe sehr viel gelernt in dieser Zeit. Was ich mitnehme, ist, dass mir Corona bis jetzt nichts Schlechtes, sondern neue Eindrücke und Erlebnisse gebracht hat. •
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