Bäumchen, pflanz dich

Andreas Greiner hat bei Ólafur Elíasson gelernt. Der Deutsche gehört zu einer neuen Generation von Künstlern, die sich mit den ökologischen Auswirkungen ihrer Arbeit auseinandersetzen. Ist das schon ›grüne‹ Kunst – und wenn ja, was taugt sie?

DATUM Ausgabe Juli/August 2021

Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen ‹ : Den Sinnspruch beherzigt fast jeder zeitgenössische Umweltkünstler. Auch Andreas Greiner, der eine Hängebuche namens › Herr Karl ‹ in den Augarten pflanzte, bildet da keine Ausnahme. Künstlerisch verdeutlicht die Namensgebung (nach Karl Kraus, nicht nach der von Helmut Qualtinger verkörperten Figur) den Zweck der Übung : Natur und Mensch verbinden. Praktisch reduziert der Künstler seinen ökologischen Fußabdruck – vorausgesetzt, Herr Karl lebt lange genug, um ein wirksamer Faktor im Umweltkreislauf zu werden. Greiner pflanzt mittlerweile überall Bäume, wo er eine Ausstellung eröffnet; in Wien zeigt der Kahan Art Space derzeit seine Schau › Jungle Memory ‹.

Für den 1979 geborenen Deutschen ist klar : › Als Künstler bildet man seine Zeit ab; die Klimakrise und ihre Konsequenzen sind allgegenwärtig und somit nicht nur bei mir Thema einer künstlerischen Auseinandersetzung.‹ Sein persönliches Konsumverhalten begann er verstärkt nach seiner ersten Einzelausstellung in der Berlinischen Galerie 2017 in Frage zu stellen. Greiner war danach international gefragt und flog dank ­eines Reisestipendiums um die Welt. Schnell beschäftigte ihn die Frage nach seiner Authentizität. › Was ich in meiner Kunst erzähle und was ich tue … Da war dieser Widerspruch. ‹ Das freiwillige Kompensieren der Flugmeilen durch eine CO2-Abgabe – den Ablasshandel unserer Tage – konnte er sich nicht leisten. So zog der Künstler die Konsequenz : Er fliegt nicht mehr.

› Denn die Klimakrise, über die wir 50 Jahre geredet haben, wird jetzt greifbar. Jetzt geht es los. ‹ Bereits in den 1960er-Jahren warnten Wissenschaftler vor der hohen Freisetzung von CO2, in den 1970er- und 80er-Jahren verwen­deten sie erstmals den Begriff › Klimawandel ‹ als ein vom Menschen verursachtes Phänomen. Zur selben Zeit begannen auch die ersten Künstler, sich mit dem Thema Umwelt auseinanderzusetzen. In Österreich ist Friedensreich Hundertwasser zu nennen : › Das ist jemand, bei dem Leben und Werk absolut verquickt waren, ein Vorreiter der Umweltbewegung ‹, meint Verena Kaspar-Eisert, Kuratorin im Kunsthaus Wien – dem Museum, das Hundertwasser einst erbaute.

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