Die Faktenretter

Falschmeldungen, Desinformation und Verschwörungstheorien haben in Krisenzeiten Hochkonjunktur. Initiativen wie ›Mimikama‹ sagen der Faktenkrise den Kampf an. Wo stehen wir als Gesellschaft im Kampf gegen die ›Infodemie‹ ?

DATUM Ausgabe November 2020

Zwei Tage nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria taucht auf Facebook ein Foto von ei­­nem demolierten Feuerwehrauto mit griechischem Kennzeichen auf. Darunter heißt es : › Feuerwehrfahrzeug nach Rettungsversuch in Moria. Und solche Flüchtlinge sollen wir hier aufnehmen ? ‹ Das Bild wird tausendfach geteilt, die Empörung ist groß.

Es dauert nicht lange, bis das Posting von dem demolierten Feuerwehrauto in einem der Postfächer der Faktenprüfer von Mimikama landet. Dort wird es überprüft, und schnell ist klar : Das Foto ist zwar tatsächlich aus Moria, stammt aber aus dem Jahr 2019, hat also nicht unmittelbar mit dem Brand im September 2020 zu tun. Ein Artikel, der das klarstellt, erscheint auf der Homepage von Mimikama, und Andre Wolf postet diesen auch auf der Facebook-Seite der Initiative. 

In der Kommentarsektion des Faktenchecks reißt die Empörung jedoch nicht ab. Den Faktencheckern von Mi­­mikama wird unterstellt, den Brand in Moria herunterzuspielen. Wolf ärgert sich : › Nein ! Das gibt der Satz nicht her ! Es ist einfach die neutrale Beschreibung : das Foto ist aus dem Jahr 2019 und hat nichts mit 2020 zu tun. ‹ Eine gewisse User-Schicht sehe einfach nur noch das, was sie sehen will.

Spätestens seitdem die WHO eine mit der Coronavirus-Pandemie einhergehende › Infodemie ‹ beklagt (auch wenn dieser Begriff mit seiner irreführenden Etymologie selbst eher Desinformation verbreitet), werden Falschmeldungen, Desinformation und Verschwörungstheorien in der breiten Öffentlichkeit als ernstzunehmende Bedrohung wahrgenommen. Auch in Österreich ist die Empfänglichkeit für Falschinformation beträchtlich. Laut einer Studie des Linzer Market Instituts schließt nur eine Minderheit von 41 Prozent der österreichischen Bevölkerung eine Covid-19-­Verschwörung von Politik und Medien dezidiert aus. Der Rest der Bevölkerung glaubt, dass etwas an Verschwörungstheorien dran sei oder ist diesbezüglich unentschlossen.

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