Editorial Dezember 2021
Die Kraft der Ruhe
Die letzte DATUM-Ausgabe eines jeden Jahres hat immer auch etwas Transzendentales. Die Doppelnummer für Dezember und Jänner soll Sie, liebe Leserinnen und Leser, beim Übergang vom alten ins neue Jahr begleiten. Und das werden auch diesmal schwierige Wochen, so viel steht fest. Denn wieder ist es eine Zeit, in der unser aller Leben und Gemeinschaft von der Pandemie bestimmt sein wird. Nachdem sich die Bundesregierung (schon wieder!) erst viel zu spät dazu durchgerungen hat, die vierte Welle zu brechen, wird es ein mühsamer und zäher Kampf, der den ganzen Winter in Beschlag nehmen wird – da brauchen wir uns keine Illusionen machen. Unser politisches Führungspersonal hat immer noch nicht verstanden, dass eine Pandemie ein langer, bedächtig zu absolvierender Marsch ist, bei dem man früh und vorausschauend handeln muss, um radikalere Maßnahmen zu vermeiden.
Was können, was wollen wir als DATUM-Redaktion Ihnen für diese Zeit mitgeben? Für die sich täglich überschlagenden Meldungen, die Blitzanalysen oder ›Hot takes‹, wie sie im Fachjargon heißen, sehen wir uns nicht zuständig – die finden Sie ohnehin 24/7 auf Ihrem Smartphone in mehr oder minder journalistischer Ausführung. Unsere Kraft liegt in der Ruhe. Wir haben an uns den Anspruch, Sie mit Hirnfutter zu versorgen. Mit sorgfältig erarbeiteten Geschichten, die Sie zum Denken anregen, die Ihnen neue Perspektiven eröffnen, die Ein- ordnung geben und dabei helfen, diese aufgeregte Zeit ein ganz klein wenig besser zu verstehen.
Einen solchen Versuch wagen wir auch in dieser Ausgabe, unter tatkräftiger Mithilfe unseres Gast-Kurators Philipp Blom. Gemeinsam mit ihm haben wir fünf große Fragen entworfen, auf die wir als Gesellschaft Antworten finden sollten. Und Sie werden schnell feststellen, keine dieser Fragen führt letztlich an jenem Thema vorbei, das längst unser aller volle Aufmerksamkeit bündeln sollte: nämlich der Frage, wie es uns in den kommenden zwei Jahrzehnten gelingt, die Erderhitzung einzudämmen. Diese Aufgabe hat eine Dimension, die praktisch keinen Bereich des modernen Lebens auslässt. Es ist eine systemische Herausforderung, die uns sehr viel abverlangen wird. Und wie bei der Pandemie gilt auch hier: Wir wissen, was zu tun ist, wir haben auch die notwendigen Mittel dazu. Wir müssen es aber auch tun. Und: Je später wir anfangen, desto radikaler werden wir handeln müssen.
Tiefgreifend, aber nicht unbedingt radikal waren die Veränderungen bei DATUM im Jahr 2021: Zunächst waren da der Wechsel auf Eigentümerebene und in der Geschäftsführung im Frühling dieses Jahres. Mit Solmaz Khorsand, Anneliese Rohrer und Emmanuel Maria Dammerer haben wir uns fantastische Verstärkung an Bord geholt, erneut wurden einige unserer Geschichten von der Fachwelt ausgezeichnet – und das Wichtigste: Sie, unser Publikum, werden stetig größer. Was uns auch gelungen ist: Die Abonnentinnen und Abonnenten bekommen DATUM seit September ohne Plastikfolie zugeschickt. Eine winzige Kleinigkeit und doch irgendwie auch nicht. Und eines wollen wir Ihnen versprechen: Für 2022 haben wir uns viel vorge- nommen, mehr dazu im nächsten Heft. •
Im Namen des ganzen Teams wünsche ich Ihnen eine möglichst ruhige Weihnachtszeit und alles Gute für das neue Jahr.
Ihr Sebastian Loudon
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