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›Die Kunden erwarten Asiatinnen‹

Yanqin Dub, 45, ist Inhaberin des Kang Mei-Massagestudios in Wien-Mariahilf.

Interview:
Johannes Pucher
·
Fotgrafie:
Ursula Röck

Wie haben Sie massieren gelernt?
In China macht man Massagen in der Familie vorbeugend, fast alle können das. Wenn ein kleines Kind Fieber hat, nehmen wir weniger Medikamente, stattdessen wird durch Massagetechniken das Fieber gesenkt. Die richtige Ausbildung für die chinesische Tuinamassage habe ich erst in Österreich angefangen.

Wie lange hat die Ausbildung gedauert?
Drei Jahre für Theorie und Praxis. 2008 habe ich mein Massagestudio eröffnet, heute haben wir dreißig Angestellte.

Gibt es viel Konkurrenz in Ihrem Geschäft?
Die gibt es in jedem Beruf. Viele Mas­seurinnen arbeiten bei uns und gehen dann weg, um ihr eigenes Studio zu eröffnen. Das ist ganz normal. Aber sie kopieren unsere Farben, unsere Schrift, sie nehmen sogar die Bilder aus unserem Folder. Wir heißen Kang Mei und sie nennen sich dann Fang Mei. Ich frage mich, wieso.

Wo sind die Österreicher verspannt?
Na wo denn: Nacken, Schulter, Kreuz.

Ist das in China auch so?
Ja, aber in China haben die Leute sehr gern Fußreflexzonenmassagen, weil sich auf der Fußsohle Punkte befinden, die den ganzen Körper spiegeln.

Haben Sie oft Probleme mit Kunden,
die eine Erotikmassage wollen?

Heute fast nicht mehr. Manche aber ­versuchen es einfach. Ich mache das mit meinen Masseurinnen ganz genau aus: Wenn es einer versucht, dann sagst du: Ich muss kurz raus. Dann gibt mir die Masseurin Bescheid, ich gehe in das Zimmer und sage: Bitte ziehen Sie sich an, sie können gehen. Das funktioniert.

Warum sind so viele Masseurinnen ­Asiatinnen?
Weil die Kunden es erwarten. Wir haben früher auch Österreicher angestellt, aber sehr oft sagen die Kunden dann: Nein, ich möchte lieber von einem Asiaten massiert werden.

Sind die Menschen wehleidig beim Massieren?
Ganz unterschiedlich. Manche sagen schon an der Rezeption, sie wollen eine besonders harte Massage, und dann schreien sie schon, wenn man ein bisschen drückt. Manche liegen da und sagen die ganze Zeit: noch fester, noch fester!

Ist es schwieriger, einen dicken Menschen zu massieren?
Meist sind sie stärker verspannt. Bei ganz dünnen Menschen muss man aber auch aufpassen.

Wieviel verdient man als Masseurin?
Nach Kollektivvertrag ungefähr tausend Euro plus Trinkgeld.

Gibt es Menschen, die man nicht massieren möchte – Stichwort Körperhygiene?
Ja, oft. Deshalb haben wir in jedem Zimmer Fenster. Asiatinnen haben sehr selten Körpergeruch. Österreicher, egal ob Mädchen oder Mann, sehr oft. Aber das macht nichts, wir sind Dienstleister. Wir massieren weiter, bis wir fertig sind. Danach lüften wir das Zimmer.