Editorial im Dezember 2017
Liebe Leserin, lieber Leser,
was für ein Jahr ist das gewesen, das sich da gerade den Vorsätzen fürs nächste zuneigt! Wir haben Kinder bekommen und Freunde verloren, zu rauchen aufgehört und wieder damit angefangen; man hat Jerry Lewis zu Grabe getragen, Donald Trump die Atomwaffencodes überreicht und Emmanuel Macron in die Regierung gewählt – und wir Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache.
Und nun? Nun ja, winter is coming – und Schwarz-Blau. Das eine scheint zu Redaktionsschluss fix, das andere zumindest sicher. Was das heißt für uns, außer dass wir uns warm werden anziehen müssen?
Verantwortungsvolle Politik, schreibt die DATUM-Kolumnistin Verena Ringler (S. 55), hat kleine Fragen klein und große Fragen groß zu beantworten. Dafür, dass da in Österreich akute Verwechslungsgefahr herrscht, legte der jüngste Wahlkampf – in dem etwa Wahlkampfberater und Wirtschaftsflüchtlinge groß, Wirtschafts- und Klimapolitik klein behandelt wurden – imposant Zeugnis ab. Die kleinen Fragen, um die wird sich in Wien wohl auch künftig gut gekümmert.
Die großen werden derweil andernorts verhandelt, in unserer zweiten Hauptstadt etwa, in Brüssel. Eben dort haben wir deshalb unseren vorliegenden DATUM-Stammtisch abgehalten. An den haben wir zwölf Menschen geladen, Intellektuelle und Beamte, Lobbyisten und Diplomaten, darunter den österreichischen Brexit-Verhandler, den Kabinettschef von Kommissar Johannes Hahn sowie jene Frau, die den EU-Türkei-Deal
mitentwickelt hat.
Mit ihnen gemeinsam haben sich Patricia Käfer und Manuela Tomic an die größeren Fragen gewagt: Kann sich die Europäische Union gestärkt aus dem vergangenen Krisenjahrzehnt manövrieren? Wie den Bürgern von Mitgliedstaaten beistehen, die in die Autokratie kippen? Wie lässt sich auf europäischer Ebene mehr Transparenz herstellen und mehr Mitbestimmung? Und wie mit den Hetzern und Spaltern umgehen, die diesseits wie jenseits der Alpen an die Macht drängen?
Es sind keine einfachen Fragen, es gibt darauf keine einfachen Antworten. Die einen zu stellen und die anderen einzufordern, in Brüssel wie in Wien – nennen wir es unseren Vorsatz für das Jahr 2018.
Ihnen wünsche ich Vorsätze, die weniger spröde klingen, irgendwas mit Gesundheit und Familie, Sport und Zigaretten. Dafür, dass Sie uns begleitet haben, dass wir Sie begleiten durften durch dieses aufregende Jahr, dafür bedanke ich mich im Namen der Redaktion. Bleiben Sie uns auch 2018 gewogen.
In diesem Sinn darf ich Ihnen viel Vergnügen wünschen bei der Lektüre der Seiten unserer Zeit,
Ihr Stefan Apfl
stefan.apfl@datum.at
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