Wählen gehe ich in eine Schule in der Renngasse. Am 15. Oktober, bei der Schicksalswahl, spricht mich am Gang ein schlaksiger Herr an. Seine Ansprache oszilliert an der zweischneidigen Grenze zwischen Zudringlichkeit und Freundlichkeit. Der Herr fragt mich: ›San Se a Schauspüla?!‹
›Ja‹, antworte ich demütig, und ich demokratisiere beflissen die Schauspielkunst: ›Die ganze Welt ist Bühne / Und alle Fraun und Männer bloße Spieler / Sie treten auf und gehen wieder ab / Sein Leben lang spielt einer manche Rollen.‹ – ›Se san a Schauspüla!‹, sagte der Herr, der damit mein Identitätsproblem im Wesentlichen gelöst hat. ›Durch sieben Akte hin‹, füge ich in diesen zahlengesättigten Zeiten korrekt hinzu. Der Herr schließt sich mir geistig an: ›Sogt da Kern jo a: Ollas Inszenierung.‹
Mittlerweile bin ich bei der Aufzugstür angelangt, Werdertorgasse 17, da gibt man seine Stimme im 1. Stock ab! ›Nau, wia geht’s Ihna denn, Se Schauspüla?‹, fragt mich der Herr. ›Jo, gestern hot mia der Arzt meine Werte durchgem‹, sage ich im Fußballerhochdeutsch. ›Nau oiso, sagt der Herr, ›und wos hot da Oazt gsogt?‹- Wahrheitsgemäß antworte ich: ›Der Arzt hat mir gesagt: Sie haben eigentlich keinen Wert.‹ Der Herr lacht: ‹Imma an Schmäh, des is leiwand!‹
Wörter: 1976
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