Ein Leben im Tag von … Verena Altenberger

Die Schauspielerin über Handystrahlung, Chauffeurpflicht und Katzenvideos.

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Fotografie:
Peter Müller
DATUM Ausgabe November 2023

Grundsätzlich hasse ich es, so ­richtig früh aufzustehen, weil das immer dazu führt, dass ich schlecht schlafe und ständig im Glauben aufwache, ich hätte schon verschlafen. Und dann auf die Uhr schaue, merke, es ist doch erst 2:30 in der Früh und mich wieder für die nächsten fünf ­Minuten hinlege.

Wenn ich einen Film drehe, habe ich viel weniger Planbarkeit, als wenn ich am Theater bin. Aber 5:30 ist ­tatsächlich eine der häufigeren Abholzeiten an Drehtagen. Den Wecker um 4:30 schalte ich nie auf Snooze und den Sicherheitswecker drei Minuten später brauche ich nicht. Mein Handy ist in der Nacht immer im Flugmodus wegen der Strahlung. Das hat mir meine Mama so beigebracht. ­Schließlich muss ich nicht ständig ­erreichbar sein. Auch am Set bleibt das Handy im Trailer.

Meine Morgenroutine dauert eine Stunde, nie weniger. Zehn Minuten Morgensport, dann ins Badezimmer. Ungeschminkt schlüpfe ich in einen von zwei immer gleichen Jogginganzügen. Am Set werde ich sowieso hergerichtet. Ich frühstücke nicht. Aber meinen Hafermilch-Kaffee brauche ich. Kleine Kaffeemühle, Mini-Wasserkocher und French-Press. Und Mini-Kühlschrank für die Hafermilch. Diese Ausrüstung muss immer mit, mein Raumspray ›Schutzkräuter‹ auch. So riecht die Wohnung und schmeckt der Kaffee überall wie zu Hause.

Reisen für den Film? I love it. Ich kann Orte kennenlernen, als würde ich dort wohnen, aber ohne aufs Amt zu müssen. Drei Monate im Ausland drehen bedeutet aber auch, in dieser Zeit nicht zur Hochzeit der Cousine fliegen zu können. Ich muss quasi 24/7 für den Film zur Verfügung ­stehen. Es gibt zeitliche Vorgaben, da kann man einen Kopfstand machen, der Dreh findet statt.

Meine Familie hat dafür heute viel mehr Verständnis. Dafür bleibe ich bei Heimat-Besuchen ein paar Tage länger. Freundschaften pflege ich mit Remote-Spaziergängen telefonisch. Wir haben beide Kopfhörer im Ohr und plaudern. Nur jede eben dort, wo sie gerade ist. Das passiert meist an Wochenenden so um 11:30, wo man früher mit der Oma Mittag gegessen hat.

Jetzt esse ich frühestens um 14 Uhr erstmals. Wenn ich wirklich Zeit habe, koche ich mir einen Šibenik-Eintopf. Šibenik ist eine Eigenkreation und ein Ort in Kroatien, wo ich vor ein paar Jahren war. Ich kaufe mir saisonales Gemüse, schneide es zusammen, koche es – kombiniert mit Bohnen – vier Stunden lang, bis man nicht mehr erkennt, was drinnen ist, und nenne es Šibenik. Am Set gibt es Catering.

Mein Feierabend beginnt mit der Rückfahrt ins Hotel oder Appartement. Das kann um 11 Uhr Vormittag, Mitternacht oder 17:30 sein. Meine ­›Bürozeit‹ beginnt, jetzt schalte ich das Handy wieder ein. Aus Versicherungsgründen werde ich chauffiert.

Danach eine Runde Laufen. Das muss gleich passieren, sonst passiert es gar nicht. Ich versuche nicht mehr viel aufs Handy zu schauen. Wobei ich für Instagram schon anfällig bin. Zack, bumm, schon sind 35 Minuten verbracht mit random Katzenvideos und Interior-Design.

Muss ich früh aufstehen, gehe ich früh schlafen. Vor zehn wird es aber selten. Ich habe eine Beißschiene, die ist sehr wichtig. Sonst würde ich vermutlich ohne Zähne aufwachen. Stress löst sich nachts über den Kiefer. Meine absolute Wunderwaffe, wenn ich wirklich nicht einschlafen kann: Bibi-und-Tina-Hörbücher. Da kickt bei mir: ›Ich schlafe im Kindersitz im Auto von der Mama auf der Fahrt zur Oma nach Dorfgastein.‹ Alle Folgen sind heruntergeladen, damit das Handy nicht aus dem Flugmodus muss. •

Verena Altenberger (35) ist Schauspielerin. Sie hat in zahlreichen Filmen und Theaterstücken gespielt, war als Buhlschaft im Jedermann und zuletzt in Sterne unter der Stadt zu sehen. Seit 2021 ist sie Präsidentin der Akademie des Österreichischen Films.

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