Eingepflegt
Pflegekräfte aus dem Ausland sollen den Personalmangel im Gesundheitssystem lindern. Zuvor müssen sie allerdings eine Reihe von Hürden nehmen. Die Sprache ist nur eine davon.
Wie geht es Ihnen?‹, fragt Eliana. ›Ah, gut‹, antwortet ihr Gegenüber etwas zögerlich. ›Das Wetter heute ist nicht gut. Es regnet‹, sagt sie dann und zieht das ›r‹ etwas länger, als es ein Österreicher machen würde. Die 40-Jährige ist diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin, plaudert gerade aber nicht vom Bettrand aus mit einem Patienten. Eliana Blanco Paloma ist Kolumbianerin, hat vor elf Monaten erstmals österreichischen Boden betreten und sitzt nun, Anfang Mai, in einem Deutsch-Sprachkurs der Caritas-Akademie in Graz. Blanco Paloma ist eine von rund 90 kolumbianischen Pflegekräften, die von der Agentur Talent&Care bis Ende 2022 nach Österreich geholt wurden, um in den heimischen Krankenhäusern die Personalnot zu lindern.
Denn das österreichische Gesundheitssystem krankt an Altersschwäche. Rund ein Drittel der Krankenpfleger geht bis 2030 in Pension, und auch der Anteil der über 65-jährigen Österreicher steigt bis dahin kontinuierlich. Immer mehr Pflegebedürftigen stehen nicht genügend Pflegekräfte gegenüber. Eine demografische Veränderung, die man schon länger kommen gesehen hat. In der vielzitierten Pflegepersonal-Bedarfsprognose von 2019 heißt es, spätestens 2024 könnten die offenen Stellen nicht mehr mit Absolventinnen der heimischen Gesundheits- und Krankenpflege-Ausbildungen gedeckt werden. Schon jetzt seien Maßnahmen zu ergreifen. Laut der Studie braucht Österreich noch in diesem Jahrzehnt 76.000 zusätzliche Pflegekräfte, der ehemalige Gesundheitsminister Anschober (Grüne) prognostizierte im ersten Pandemiejahr gar einen Bedarf von 100.000.