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›Elf Jahre Arbeit in die Tonne getreten‹

Heute-Chefredakteur Christian Nusser über Hausdurchsuchungen, die Macht des Boulevards und die Chancen von Andreas Babler.

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Fotografie:
Gianmaria Gava
DATUM Ausgabe Mai 2023

Am Morgen des 30. März begann hier im Haus eine breit angelegte, dreitägige Hausdurchsuchung der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA). Ganz ehrlich: War das eine Überraschung für Sie?

Christian Nusser: Ja und nein. Es wurden im vergangenen Jahr immer wieder Informationen an uns herange­tragen, dass so etwas bevorsteht. Insofern war ich nicht überrascht. Wenn es dann ­passiert, ist man trotzdem überrumpelt, obwohl man sich – zumindest geistig – darauf hätte vorbereiten können.

Das freundschaftliche Verhältnis zwischen dem Ehepaar Dichand und dem ehemaligen Generalsekretär im Finanzministerium, Thomas Schmid, der die beiden schwer belastet, war allseits bekannt. Haben Sie niemals Ihre Herausgeberin gefragt, ob und was da auf das Haus zukommen könnte?

Doch! Ich erinnere mich, dass wir darüber geredet haben. Und sie hat mir immer den Eindruck vermittelt: Da kann eigentlich nichts sein. Dabei habe ich es bewenden lassen. Ich hatte und habe aber keinen Einblick in diese Kreise und Beziehungsgeflechte. Ich kann mich nicht einmal daran erinnern, jemals mit Eva Dichand und Thomas Schmid in einem Raum gewesen zu sein. 

In Ihrer Online-Kolumne ›Kopfnüsse‹ schrieben Sie. dass die Anordnung zur Hausdurchsuchung ein ›übles Sittenbild‹ zeichnen würde. Wenn man sieht, wie das Medium, für das man schon so lange arbeitet, im Verdacht steht, primär ein macht­politisches Instrument zu sein – will man, muss man da nicht gleich den Hut drauf hauen und gehen?

Das ist eine heikle Frage. In so einem Moment schießen die eigenen Gedanken in alle Richtungen. Es wäre natürlich leicht gewesen, in dieser belastenden Situation zu sagen: Damit habe ich nichts zu tun und damit will ich auch nichts zu tun haben. Aber einfach den Hut drauf zu hauen, das entspricht nicht meiner Natur, und es wäre auch nicht der richtige Zeitpunkt gewesen, darüber allzu lange nachzudenken. Mir ging es vor allem darum, die Krisenkommunikation in den Griff zu bekommen und weiteren Schaden vom Haus und dem Team abzuwenden. 

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