Österreich gibt vergleichsweise viel Steuergeld für Schulen aus. Trotzdem versuchen immer mehr private Initiativen, Lücken im Bildungssystem zu füllen. Was läuft da schief ?
Normalerweise hätten Hannah und Zallanda sich wohl nie getroffen. Jetzt ist Hannah Zallandas Mentorin. › Hannah ist schon auch meine Freundin. Mit ihr bin ich viel offener als bei Lehrern ‹, sagt die 13-jährige Zallanda. Kennengelernt haben sie sich durch das Sozialunternehmen Sindbad, das Jugendliche vor dem Ende ihrer Pflichtschulzeit an junge Erwachsene vermittelt, die sie ehrenamtlich beim Einstieg in den Arbeitsmarkt oder eine weiterführende Ausbildung begleiten. Zielgruppe sind Schüler in Mittelschulen, Polytechnischen Schulen und Wiener Fachmittelschulen, die zu Hause keine Unterstützung haben.
Sindbad ist eine von vielen privaten Bildungsinitiativen, die sich durch Unternehmen wie Siemens, Erste Bank und dm sowie öffentliche Förderungen und Privatspenden finanzieren. Die Unternehmen profitieren dabei laut Website etwa, indem sie im › Persönlichkeits-Training ‹ junge Mitarbeiter als Sindbad-Mentoren ausbilden und begleiten, die so › Profis in sozialen Führungsaufgaben ‹ werden sollen. Einer der Förderer von Sindbad ist die Berndorf Privatstiftung. Seit der Novellierung des Stiftungs- und Fondgesetzes 2015 und der Errichtung der staatlichen Innovationsstiftung für Bildung 2018 wird dieses Modell immer populärer. Bildungsminister Faßmann befürwortete kürzlich etwa die Eröffnung der Stiftung für Wirtschaftsbildung : Er glaube zwar an einen starken Staat, der vieles könne, › aber er kann nicht immer alles ‹. Was kann das Bildungsministerium also (vermeintlich) nicht leisten ? Und welche Versäumnisse des regulären Bildungssystems werden durch private Bildungsinitiativen kompensiert ?
› Das Motto in Österreich ist : Es muss sich was verändern, aber es darf nichts passieren ‹, sagt Teresa Torzicky, Geschäftsleiterin der staatlichen Innovationsstiftung für Bildung. Diese unterstützt private Stiftungsgründungen im Bildungsbereich operativ und finanziell. › Bildungsstiftungen entstehen dort, wo der systemische Wandel zu langsam ist ‹, beobachtet Torzicky. Gerade das letzte Pandemie-Schuljahr habe hier Probleme aufgezeigt.
Im Distance-Learning hat Zallanda kaum direkten Kontakt mit den Lehrern. Die erste Unterrichtseinheit per Videokonferenz hatte sie im April – nach über einem Jahr Pandemie. Deswegen ist sie auch so froh, Hannah zu haben, die neben dem Mentoring auch bei Sindbad angestellt ist. Mit ihr ist sie die Schulen, die sie gefunden hat, durchgegangen und hat sich für eine Kunstschule entschieden. Zusammen haben sie sich die Aufnahmeverfahren angeschaut und Bewerbungsunterlagen vorbereitet.
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