Ermitteln, aber richtig
Warum man sich beim Brettspiel ›Detective‹ wie ein echter Kriminalpolizist fühlt.
Krimis sind in der Welt der Spiele kaum weniger beliebt als in der Welt der Literatur. Wo ein ›Fall‹ zu lösen ist, am besten einer, der eine Leiche enthält, stürzen sich Jung und Alt begeistert ins Gewirr aufzuklärender Verbrechen.
Das kooperative Deduktionsspiel ›Detective‹ von den polnischen Autoren Przemysław Rymer und Jakub Łapot fällt in diese Kategorie, ist aber mit Sicherheit das Innovativste, was im Genre seit langer Zeit veröffentlicht wurde. Die Spieler übernehmen verschiedene Ermittler-Rollen einer (fiktiven) US-amerikanischen Behörde, die nacheinander fünf miteinander verzahnte mysteriöse Kriminalfälle zu lösen versucht. Die Spielmechanik funktioniert über sogenannte Story-Karten, die die Handlung vorantreiben und dem Ermittler-Team dabei neue Hinweise und Anhaltspunkte liefern. Darüber hinaus hat man via Internet aber auch noch Zugang zu einer Art ›Polizeicomputer‹, in dem man ziemlich realistisch wirkende Akten von Verdächtigen abrufen und sogar am Tatort gefundene Fingerabdrücke und DNA-Spuren abgleichen lassen kann.
Dass sich die Hintergrundgeschichte der Fälle an echten historischen Ereignissen aus dem 2. Weltkrieg orientiert und von den Spielern dazu auch in Wikipedia und anderen Quellen recherchiert werden darf, trägt ebenfalls zum immersiven und manchmal gar erschreckend realen Ermittlungserlebnis von ›Detective‹ bei. Vier bis sechs Stunden Zeit und Konzentration pro Fall sowie die Bereitschaft, die verworrenen Details in der Gruppe ausführlich und kontrovers zu diskutieren, sind allerdings Grundvoraussetzung, um das Spiel erfolgreich zu bewältigen. Am Ende steht nämlich keine vorgefertigte Lösung, sondern die Aufforderung, via Computer Multiple-Choice-Fragen zu beantworten – das Ergebnis kann dann mit den durchschnittlichen Resultaten anderer Ermittlerteams verglichen werden.
Der Lohn ist das Gefühl, einmal einen halben Arbeitstag wie ein Team echter Kriminalpolizisten verbracht zu haben. Sowie die geistige Erschöpfung, zu der das führt. •
Detective · Geschichte: Przemysław Rymer und Jakub Łapot · Gestaltung: Ignacy Trzewiczek · Verlag: Pegasus Spiele