Jürgen Czernohorszky könnte Wiens nächster Bürgermeister werden. Selbst gegen seinen Willen. Warum eigentlich?
Wenn das Wetter mitspielen würde, wäre das hier für Jürgen Czernohorszky wohl ein angenehmer Termin. Der Wind pfeift für den Mai ungewöhnlich kalt über den Platz vor der imposanten Antonskirche in Wien-Favoriten, wo sich bei einem Fest Vereine des zehnten Wiener Gemeindebezirks vorstellen. Wiens neuer Bildungsstadtrat spaziert in Begleitung eines Fotografen von Stand zu Stand, verteilt bei konkreten Anliegen Visitenkarten (›Schreiben Sie mir bitte ein Mail, wir schauen, was sich tun lässt‹) und behält auch die Ruhe, als ihm am Origamistand ausführlicher als nötig der Unterschied zwischen einem japanischen und einem europäischen Kranich erklärt wird. Nur am Stand des Favoritner Bezirksmuseums ist der ältere Herr ein wenig verwirrt, wer sich da gerade vor seinem Tisch wichtig macht. Czernohorszky stellt sich freundlich vor und lacht die Situation weg. Das passiert ihm wohl öfters. Noch.
Jürgen Czernohorszky – der sich auf Twitter den Nutzernamen @ChairNoHorseKey gegeben hat, damit man weiß, wie man seinen Namen ausspricht – ist das neueste Mitglied der Wiener Stadtregierung. Vor knapp einem halben Jahr, als Michael Häupl eine Rochade im SPÖ-Team plante, holte er sich Czernohorszky für ein längeres Gespräch in sein Büro. Kurz darauf kam der Anruf des Bürgermeisters, und Czernohorszky musste sich schnell entscheiden.
Nun wird der gebürtige Burgenländer, der 2001 – mit 24 Jahren – in den Wiener Gemeinderat einzog und seither fleißig, aber unscheinbar in der dritten und vierten Reihe der Hauptstadt-SPÖ werkte, als Favorit für die Nachfolge von Michael Häupl gehandelt. Der linke Flügel der Partei baut ihn als Gegenkandidaten zu Wohnbaustadtrat Michael Ludwig auf – aber gegen den Willen Czernohorszkys.
Wörter: 2292
Lesezeit: ~13 Minuten
Gerne lesen wir Ihr Feedback und würden Sie bitten uns mitzuteilen, was wir bei der Bezahlfunktion besser machen können.
Diesen Artikel können Sie um € 1,50 komplett lesen.
Die Bezahlung erfolgt via PayPal.
Nach Bezahlung ist der Artikel 48 Stunden für Sie verfügbar.
Was bedeutet Putins Angriff auf die Ukraine für Demokratien in der ganzen Welt? Ein Gespräch mit der amerikanisch-polnischen Historikerin Anne Applebaum über das Durchhaltevermögen der Ukrainer, die Stalinisierung Russlands und die Gründe, warum Österreich der NATO beitreten sollte.
Zwei Jahre Pandemie haben der Jugend viel abverlangt. Lernen, leben, arbeiten – alles ist anders geworden. Wie blicken Jugendliche in die Zukunft? Eine DATUM-Diskussion mit fünf jungen Menschen, die noch viel vorhaben.