Hybride Unterhaltung
Über den Sweet Spot zwischen Taktik und Glück.
Haben Sie schon einmal das dringende Bedürfnis verspürt, ›Mensch, ärgere dich nicht‹ und ›Uno‹ auf einmal zu spielen – und das auch noch im Team, zwei gegen zwei? Das ist gar kein so abwegiger Gedanke, immerhin handelt es sich bei beiden Spielen um Klassiker der leichtfüßigen Familienunterhaltung.
Ähnliches müssen sich rund um die Jahrtausendwende auch die deutschen Spieleerfinder Karl Wenning und Kolja Sparrer gedacht haben. Sie nahmen sich drei Jahre Entwicklungszeit und formten auf Basis des kanadischen ›Tuck‹ ein Vier-Personen-Spiel namens Tac, das sie seither per eigenem Webshop in hochwertiger Holzausstattung und vorwiegend im deutschen Sprachraum vertreiben. Statt kleinen Männchen drehen elegante Murmeln ihre Runden über das tatsächlich äußerst formschöne Holzbrett, ganz billig ist der Spaß aber nicht: Schon ›Das kleine Tac‹ schlägt mit € 79,90 zu Buche, die Premiumversion kostet dann bereits dreistellig.
Das tut dem Erfolg beim Spielepublikum offensichtlich keinen Abbruch, die Tac-Turniere sprießen, und dieses Jahr wurde bereits die neunte ›Weltmeisterschaft‹ mit 64 Teams ausgetragen – die allerdings überwiegend aus Österreich oder Deutschland stammten.
Tatsächlich trifft Tac den sweet spot zwischen Taktik und Glücksfaktor recht präzise: Im Gegensatz zu ›Mensch, ärgere dich nicht‹ wird nicht gewürfelt, die Bewegungen der Kugeln werden durch Ausspielen aus einem Talon von je fünf Karten gesteuert. Durch Aktionskarten wie Rückwärtsziehen, Platztausch oder Aussetzen kommen Dynamik und taktische Finesse ins Spiel, der Tausch je einer Karte pro Runde mit dem Mitspieler fördert Mitdenken wie Gemeinschaftsgefühl.
Da am Ende doch hauptsächlich die zufällige Verteilung der Karten entscheidet, bleibt fast jede Partie bis zuletzt spannend. Wer ein kurzweiliges Familienspiel sucht, das Konzentration belohnt, ohne strategische Vertiefung zu fordern, wird hier fündig werden. •
›TAC‹ · Autoren: Karl Wenning, Kolja Sparrer · TAC-Verlag